Bei den Ermittlungen gegen Ex.-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wurde die Privatwohnung des Managers durchsucht.
Stuttgart. Bei den Ermittlungen gegen den früheren Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Ex-Finanzvorstand Holger Härter sind auch die Privatwohnungen der Manager durchsucht worden. Im Rahmen solcher Ermittlungen sei es die Regel, dass auch die privaten Räumlichkeiten der Verdächtigen ins Visier genommen werden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart am Sonnabend und bestätigte einen Bericht des Magazins „Spiegel“ .
Die Ermittler prüfen den Verdacht auf Marktmanipulation und unbefugte Weitergabe von Insiderinformationen beim Übernahmedrama zwischen VW und Porsche. Dabei geht es nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa unter anderem darum, dass Ex- Finanzchef Härter Interna weitergegeben haben soll, die später öffentlich wurden. Außerdem nehmen die Ermittler dem Vernehmen nach die Rolle des Sportwagenbauers im Zusammenhang mit Kursbewegungen der VW-Aktie genauer unter die Lupe.
Die Staatsanwaltschaft hatte von der Finanzaufsicht BaFin entsprechende Hinweise bekommen und ermittelt laut „Spiegel“ seit Anfang August. Die BaFin war dem Bericht zufolge von der Handelsüberwachungsstelle in Frankfurt alarmiert worden. Am vergangenen Donnerstag hatten Beamte die Geschäftsräume von Porsche in der Firmenzentrale in Stuttgart-Zuffenhausen durchsucht und diverse geschäftliche Unterlagen beschlagnahmt.
Am selben Tag standen die Ermittler dann auch bei Wiedeking und Härter vor der Tür. Bei der Aktion waren Angaben des „Spiegel“ zufolge mehrere Dutzend Beamte im Einsatz. Bei den Ermittlungen geht es nach dpa-Informationen unter anderem darum, dass Ex-Finanzchef Härter dem SPD-Politiker Claus Schmiedel Interna weitergegeben haben soll. Härter soll dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stuttgarter Landtag gesagt haben, dass Porsche auch im Geschäftsjahr 2008/09 (31. Juli) einen operativen Gewinn von 700 bis 800 Millionen Euro einfahren wird.
Schmiedel hatte diese Zahlen dann in einem Zeitungsinterview Ende Mai ausgeplaudert. Auch der „Spiegel“ berichtet über Ermittlungen in diesem Zusammenhang. Die Kurskapriolen der VW-Aktie im Oktober vergangenen Jahres sind dagegen nach dpa-Informationen nicht Hauptgegenstand der Untersuchungen. Dem Vernehmen nach werden vielmehr andere Zeiträume während der Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW genauer unter die Lupe genommen.
Der „Spiegel“ schreibt, Porsche soll im Frühjahr 2009 mit Hilfe einer Frankfurter Bank, die ebenfalls durchsucht worden sei, den Kurs der VW-Papiere auf einem gewissen Niveau stabil gehalten haben. Damit sollte dem Bericht zufolge verhindert werden, dass es bei großen Kursbewegungen der Aktien zu massiven Verlusten für Porsche kommt. Die Stuttgarter hielten damals knapp 51 Prozent an Europas größtem Autobauer und weitere rund 20 Prozent der Anteile in Form von Optionen zur Kurssicherung.
Ein Porsche-Sprecher wies die Vorwürfe am Sonnabend erneut zurück: „Aus unserer Sicht sind die Vorwürfe gegenstandslos.“ Die Porsche SE hält noch immer knapp 51 Prozent an Europas größtem Autobauer. Der frühere Porsche-Chef Wiedeking und sein Finanzvorstand Härter hatten sich bei der geplanten Übernahme von VW massiv verhoben, einen gewaltigen Schuldenberg angehäuft und mussten schließlich Ende Juli ihren Hut nehmen. Porsche soll nun schrittweise in den VW-Konzern integriert werden.
Dabei müssen die Beschäftigten der Sportwagenschmiede nach Angaben des neuen Porsche-Chefs Michael Macht nicht um ihre Jobs fürchten. Der Nachfolger von Wiedeking hat den mehr als 12 000 Mitarbeitern in einem Brief eine umfangreiche Arbeitsplatzgarantie gegeben. „Insbesondere im Zusammenhang mit den bevorstehenden Strukturveränderungen wird es keinen Abbau von Arbeitsplätzen geben, darauf gebe ich Ihnen mein Wort“, zitiert die „ Automobilwoche “ aus dem Schreiben. Erklärtes Ziel sei, so viel wie möglich von dem zu erhalten, was Porsche ausmache und was den Sportwagenbauer in der Vergangenheit erfolgreich gemacht habe. Er werde ab sofort an allen Sitzungen der Konzernleitung von Volkswagen teilnehmen, schreibt Macht. „Somit kann ich dort maßgeblich die Interessen von Porsche vertreten.“