Das Bundesfinanzministerium sieht ebenso wie die US-Regierung Anzeichen für ein Anziehen der Wirtschaft. Sorgen bereitet auf beiden Seiten des Atlantiks der Arbeitsmarkt.

Berlin/Washington. Nach einer Reihe von Hoffnungssignalen sieht die Bundesregierung offenbar ein Ende des freien Falls der deutschen Wirtschaft. „Die Entwicklung der vorliegenden Wirtschaftsdaten stützt die Einschätzung, dass die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal günstiger ausgefallen sein könnte als bisher geschätzt“, teilte das Bundesfinanzministerium am Montag in seinem Monatsbericht mit.

Eine Reihe von Indikatoren deute darauf hin, dass die konjunkturelle Talfahrt in einigen Wirtschaftsbereichen bereits zum Stillstand gekommen sein könnte.

Zu Jahresbeginn war die Wirtschaftsleistung um 3,8 Prozent eingebrochen – das war der stärkste Rückgang seit Einführung der Statistik 1970. Zuletzt hatte das Bundes-wirtschaftsministerium erklärt, vieles spreche für eine Stabilisierung im zweiten Quartal. Zunächst war die Bundesregierung in internen Berechnungen davon ausgegangen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Frühjahr um rund ein Prozent geschrumpft sein könnte.

Jüngst hieß es jedoch in Regierungskreisen, es könne eine schwarze Null geben. Aus der Wirtschaft waren zuletzt Signale für eine Stabilisierung der Konjunktur gekommen: Industrieaufträge, Exporte und Produktion legten jeweils zu.

Sorge um Arbeitsplätze

Das Bundesfinanzministerium geht davon aus, dass sich die Neuaufträge der vergangenen zwei Monate nun in der Produktion bemerkbar machen. „Dies deutet zugleich darauf hin, dass der Lagerabbau in der Industrie abgeschlossen sein dürfte“, heißt es in dem Monatsbericht.

Mit gewisser Sorge blickt das Ministerium allerdings auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die starke Ausweitung der Kurzarbeit habe die Auswirkungen der Wirtschaftskrise bisher noch abgemildert. „Im Fall einer zögerlichen Erholung der Gesamtwirtschaft ist dennoch im weiteren Jahresverlauf mit einer Zunahme der Ungleichgewichte am Arbeitsmarkt zu rechnen“, warnte das Ministerium.

Hoffnungssignale auch aus den USA

Auch die US-Regierung hat sich zuversichtlich über die Entwicklung der Konjunktur im zweiten Quartal geäußert. Das Bruttoinlandsprodukt werde besser als im ersten Quartal ausfallen, sagte der Haushalts-Direktor des Präsidialamts, Peter Orszag, am Sonntag CNN. Es gebe derzeit einige Zeichen für einen Aufschwung. Allerdings sei der Punkt noch nicht erreicht, wo es wieder anhaltendes Wirtschaftswachstum gebe.

Orszag zufolge muss vor allem an einer Rückführung der Arbeitslosigkeit gearbeitet werden. Das werde einige Zeit dauern. Diesen Fakt wolle er nicht anfechten. Im ersten Quartal war die US-Wirtschaft bereits nicht so stark eingebrochen wie zunächst erwartet. Von Januar bis März sank das Bruttoinlandsprodukt der weltgrößten Volkswirtschaft mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 5,5 Prozent und nicht wie angenommen von 5,7 Prozent.

Nach Einschätzung der US-Notenbank Fed wird die Arbeitslosenquote in diesem Jahr in den USA auf zwischen 9,7 und 10,1 Prozent steigen. Noch im April war die Fed davon ausgegangen, dass die Marke von zehn Prozent nicht geknackt wird.