Der Karstadt-Mutterkonzern Arcandor braucht aller Voraussicht nach rasch einen Überbrückungskredit, um den Geschäftsbetrieb in der Insolvenz aufrechtzuerhalten.
Arcandor komme höchstwahrscheinlich nicht ohne dieses bei Insolvenzen übliche Massedarlehen aus, sagte gestern eine mit der Situation vertraute Person. Ein Arcandor-Sprecher sagte, eine Entscheidung über einen Massekredit, seine Höhe und die kreditgebenden Banken werde in Kürze fallen.
Mit einem Massekredit wird der Geschäftsbetrieb insolventer Unternehmen am Laufen gehalten. Möglich wäre grundsätzlich, dass sich Arcandor dafür um eine Staatsbürgschaft bemüht. Meist ist dies nicht nötig, weil der Massekredit aus der Insolvenzmasse vorrangig vor allen anderen Forderungen bedient wird und daher das Risiko für die Banken relativ gering ist. Ein solcher Kredit muss in der Regel binnen weniger Tage zur Verfügung stehen.
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ist die Bundesregierung bereit, eine Unterstützung wohlwollend und schnell zu prüfen. Davon profitierten gestern die Arcandor-Aktien, die zeitweise fast elf Prozent auf 85 Cent zulegten und am Ende bei einem Plus von 1,32 Prozent schlossen. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums hatte gesagt, die Möglichkeit eines vom Staat verbürgten Massekredits bestehe grundsätzlich. Damit erhielte Arcandor dann doch noch eine Staatshilfe.
Unterdessen zittern in Hamburg nicht nur die Mitarbeiter in den Karstadt-Häusern der Stadt um ihre Zukunft. Auch das Quelle-Center in Harburg mit elf Beschäftigten ist von der Insolvenz betroffen, genauso wie das Küchencenter in der Kieler Straße mit sechs Beschäftigten. "Wir müssen jetzt abwarten, wie es weitergeht", sagte ein Verkäufer dem Abendblatt.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg wird voraussichtlich am Donnerstag eine erste Einschätzung vorlegen, sagte sein Sprecher. (stü/HA)