Während der Ruf der Karstadt-Mutter Arcandor nach Staatshilfe immer lauter wird, scheut sie die Öffentlichkeit.

Hamburg

Nicht einmal in diesen Tagen, wo es ums Überleben des Handels- und Touristikkonzerns geht, hat sich Madeleine Schickedanz, mit rund 26 Prozent immer noch eine Großaktionärin des Unternehmens, von ihrem Wohnsitz in St. Moriz aus zu Wort gemeldet. Hier lebt sie mit ihrem dritten Ehemann Leo Herl. Die beiden Vorgänger Hans-Georg Mangold und Wolfgang Bühler standen nacheinander auch an der Spitze des zum Schickedanz-Imperium gehörenden Versandhändlers Quelle. Nach der Scheidung mussten beide gehen.

Dabei geht es für Madeleine Schickedanz um vieles. Nicht nur ums Geld, sondern auch um Pläne, die wie ein Kartenhaus in sich zusammenfielen. Damals, 1999, als sie das Imperium ihres Vaters Gustav Schickedanz mit dem Handelsriesen Karstadt zur KarstadtQuelle verschmolz. Beide Firmen sollten davon profitieren, doch zehn Jahre später sieht es so aus, dass die zwei früheren Traditionsunternehmen schlimmstenfalls in die Pleite rutschen werden. Denn die Gewinne stiegen nach dem Zusammenschluss nicht, sondern sie schmolzen dahin.

Madeleine Schickedanz war es, die 2004 den Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff als Retter in der Not an die Spitze des Aufsichtsrats berief und dann zum Chef von Arcandor machte. Im Jahr 2007 gab sich der Konzern diesen neuen Namen. Doch die Krise konnte so auch nicht bezwungen werden. Die heute 66-Jährige stand lange hinter dem glücklosen Sanierer Middelhoff. Und sie stützte ihn - auch auf Kosten ihres eigenen Vermögens. Allein im Mai 2005 soll sie 1,7 Millionen Aktien des Unternehmens gekauft haben, das damals noch KarstadtQuelle hieß. Sie wollte damit den dahinsiechenden Aktienkurs stützen. Solche Aktionen fanden häufiger statt, sodass Madeleine Schickedanz bald sogar auf mehr 50 Prozent der Anteile des fusionierten Handelskonzerns kam.

Im Jahr 2007 schätzte das US-Magazin "Forbes" ihr Vermögen noch auf 3,9 Milliarden Euro. Jetzt sind es nach dem Schlingern von KarstadtQuelle/Arcandor und den sinkenden Kursen noch rund eine Milliarde Euro. Wenn die Staatshilfen ausbleiben, dürfte sie "nur" noch Multimillionärin sein, da ihre verbliebenen Arcandor-Aktien dann vermutlich wertlos würden.

Die Mehrheit an dem Konzern verlor Madeleine Schickedanz schon im September des vergangenen Jahres. Viele der Aktien hatte sie zuvor auf Pump gekauft. Kreditgeber war die Bank Sal. Oppenheim, die schon Arcandor-Papiere hielt. Um die gute, langjährige Kundin zu entlasten, übernahm das Institut damals 19,5 Prozent Arcandor-Aktien aus dem Besitz von Madeleine Schickedanz und stieg so mit 29,5 Prozent zum größten Aktionär des Unternehmens auf. Berichte, dass die Quelle-Erbin bei Sal. Oppenheim immer noch mit insgesamt rund einer halben Milliarde Euro verschuldet sei, werden aber als weit übertrieben bezeichnet. Inzwischen soll Sal. Oppenheim Arcandor und einige andere Beteiligungen in eine Holding ausgegliedert haben, die den Gesellschaftern der Bank direkt gehört.

Madeleine Schickedanz wird jetzt auf den 12. Juni warten. An dem Tag geht Arcandor das Geld aus, wenn der Staat nicht hilft. Und sie wird weiter schweigen. Die seltenen Momente, in denen sie die Öffentlichkeit sucht, geht es ihr weniger um Arcandor, sondern um eine wirkliche Herzensangelegenheit. Sie tritt meist nur dann vor die Medien, wenn sie für die von ihr 1990 gegründete Kinder-Krebs-Stiftung wirbt - ein soziales Engagement mit persönlichem Hintergrund. Denn eine ihrer Töchter war an Leukämie erkrankt. Sie konnte geheilt werden - nach zwei Jahren Therapie voller Hoffen und Bangen.