25 bis 30 Prozent der geplanten Ablieferungen werden inzwischen verschoben. Ein Aufschwung für die Schifffahrt und steigende Frachtraten erwarten Experten erst vom Jahr 2011 an.

Hamburg. Die Reeder bremsen nach einer Bankanalyse zunehmend ihre Investitionen in neue Schiffe. Weitaus mehr Neubauaufträge als offiziell bekannt seien bei den Werften storniert oder verschoben worden, heißt es in einer am Montag in Hamburg verbreiteten Mitteilung der Deutschen Schiffsbank. Nach Einschätzung des Instituts könnten in diesem Jahr weitaus mehr als zehn Prozent der weltweit bestellten Schiffe storniert und 25 bis 30 Prozent der geplanten Ablieferungen verschoben werden. Die Bank wertet diese Entwicklung positiv, weil die Schifffahrtsmärkte etwas vom massiven Kapazitätsdruck entlastet würden.

Gegenwärtig gibt es wegen der weltweiten Wirtschaftskrise weitaus mehr Schiffsraum als Ladung, so dass viele Reedereien Verluste einfahren. Gleichzeitig sind noch viele Schiffe bestellt, sowohl Containerschiffe aller Größenklassen als auch Massengutschiffe, die beispielsweise Kohle oder Stahl transportieren. Hier sieht die Bank den größten Korrekturbedarf. „Dem ursprünglichen Auftragsbestand nach würden die Kapazitäten – selbst bei regen Verschrottungen – bis 2012 um fast die Hälfte wachsen“, schreibt das Institut, das der Commerzbank und der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank gehört.

Der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), Michael Behrendt, hatte die Werften schon vor mehreren Wochen aufgefordert, sich in Verhandlungen mit Reedern über Auftragsverschiebungen nicht stur zu stellen. Die Werften können auf Abnahme und Bezahlung bestellter Schiffe bestehen und wollen ihre Kapazitäten ebenfalls auslasten. Die Stornierungen betreffen nach dem Bericht überwiegend Werften auf der grünen Wiese, die zum Teil noch nicht gebaut sind, sowie nicht etablierte Werften, die nicht zu den Technologieführern der Branche gehören.

Ein Aufschwung für die Schifffahrt und steigende Frachtraten seien erst wieder von 2011 an zu erwarten, heißt es bei der Deutschen Schiffsbank. Bei etwa 250 vercharterten Containerschiffen laufe in den kommenden fünf Wochen die Charter aus. Diese Schiffe vergrößerten die beschäftigungslose Flotte. Schon jetzt liegen mehrere hundert Containerschiffe still.