Die Gewerkschaft Verdi unterstützt den Ruf von Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick nach staatlicher Hilfe. Sie rief die Beschäftigten für Mittwoch zu einer Demonstration auf.
Düsseldorf/Berlin. Die Hoffnungen auf eine Rettung des Arcandor-Konzerns durch staatliche Bürgschaften schwinden. Nach führenden Unionspolitikern äußerten sich am Montag erstmals prominente SPD-Vertreter, die Zweifel an öffentlichen Garantien für den Mutterkonzern der Warenhauskette Karstadt haben. Noch im Mai soll sich der Bürgschaftsausschuss der Bundesregierung mit dem Wunsch des Unternehmens mit seinen rund 50 000 Beschäftigten nach einer 650 Millionen Euro schweren Garantie befassen. Kanzlerin Angela Merkel betonte, es gebe noch keine Festlegung. Die Anleger schenkten dem wenig Glauben und verkauften massiv Arcandor-Aktien. Die Anteilsscheine verloren in der Spitze um mehr als 25 Prozent.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte in Berlin, bei Arcandor habe es schon vor der Finanzkrise Management-Fehler gegeben. Ähnlich äußerte sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD): „Wir sehen jetzt, dass mehrere große Unternehmen in der Finanzkrise strukturelle Probleme, die sie auch ohne die Finanzkrise gehabt hätten, versuchen, auf Kosten der Steuerzahler aufzulösen.“ Die staatlichen Garantien sind indes für Unternehmen gedacht, die durch die Folgen der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten sind. Skeptisch zu Garantien hatten sich bisher vor allem Politiker aus den Reihen der Union und der FDP geäußert.
Die Gewerkschaft Verdi unterstützt den Ruf von Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick nach staatlicher Hilfe. Sie rief die Beschäftigten für Mittwoch zu einer Demonstration vor dem Bundeswirtschaftsministerium auf. Erwartet würden rund 5000 Menschen. Unter der Devise „Jeder Tag zählt“ wollten die Beschäftigten die Politik darauf aufmerksam machen, dass „weiteres Zaudern“ das Unternehmen noch weiter in Bedrängnis bringe, betonte Verdi. An den Protesten wollen sich der Gewerkschaft zufolge auch die Arcandor-Vorstände Stefan Herzberg (Karstadt) und Marc Sommer (Versandhandelssparte Primondo) beteiligen.
Der Bürgschaftsausschuss der Bundesregierung wird sich nach Angaben aus Regierungskreisen noch in dieser Woche mit dem Arcandor-Antrag befassen. Eine endgültige Entscheidung werde das Gremium wohl aber noch nicht treffen, wie die Nachrichtenagentur Reuters von einer Person erfuhr, die mit dem Thema vertraut ist. Merkel unterstrich, sie weigere sich, Zu- oder Absagen zu erteilen, bevor der Ausschuss den Hilferuf des Konzerns geprüft habe.
Die Anleger hegen aber offenbar nur noch wenig Hoffnung, dass Eick tatsächlich auf Staatshilfen setzen kann. Der Aktienkurs des Handels- und Tourismusunternehmens brach am Montag in der Spitze um mehr als 25 Prozent auf 1,63 Euro ein. „Offenbar versuchen Anleger zu retten, was noch zu retten ist“, sagte ein Analyst. Auch die diskutierte Zusammenlegung von Karstadt-Kaufhäusern mit der Kaufhof-Kette von Metro würde seinen Worten zufolge Arcandor wenig bringen. „Metro will die guten Häuser für einen Appel und ein Ei übernehmen, die Schulden wollen die garantiert nicht“, sagte der Analyst. Metro will Kaufhof und Karstadt in einer Deutschen Warenhaus AG zusammenführen und macht Front gegen staatliche Hilfen.