Der Hamburger Frank Westermann vermittelt Fachkräfte an Krankenhäuser und Altenheime. Der Bedarf an Mitarbeitern ist groß, die Zukunft in der Branche sieht er positiv.

Hamburg. Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Zunehmend mehr Senioren brauchen Pflege und Hilfe. Diese simplen Weisheiten brachten Frank Westermann (47) vor sieben Jahren auf die Geschäftsidee, sich im Gesundheitssektor selbstständig zu machen. Der Hamburger Betriebswirt und Personalberater gründete 2002 eine Serviceagentur, die Zeitarbeiter und festes Personal speziell für Gesundheits- und Sozialberufe vermittelt. Der Name: Personal-Service Westermann.

"Damals war dies noch eine Nische. Ich startete alleine in einem kleinen Raum - mit Schreibtisch und Telefon." Heute beschäftigt er zwölf Arbeitsvermittler in einer Büroetage in St. Georg. Im März eröffnete Westermann seine erste Niederlassung in Lüneburg. Für Sommer ist ein weiteres Büro in Lübeck geplant. Sein Geschäft brummt. Er beschäftigt derzeit "mehr als 100 Pflegekräfte, die extern bei unseren Kunden im Einsatz sind". Die Kunden, das sind Hamburger Krankenhäuser, Altenheime und mobile Pflegedienste. Sie alle brauchen häufig zusätzliches Personal als Urlaubs- und Krankheitsvertretungen, für Wochenend- und Nachtschichten. "Wir können sehr flexibel agieren und Mitarbeiter zum Beispiel auch nur für Wochenenden vermitteln", sagt der dreifache Vater, der sich auch innerhalb seines Betriebes für familienfreundliche Arbeitszeitmodelle starkmacht. "Dies kommt vor allem Mitarbeitern entgegen, die nur Teilzeit arbeiten wollen."

Die Suche nach gutem Personal werde jedoch immer schwieriger. Ausgebildete Pflegekräfte sind bundesweit rar. Allein die Hamburger Arbeitsagentur bietet aktuell 914 offene Stellen im Gesundheitsbereich an - 22,5 Prozent mehr als im Vorjahr. "Der Bedarf an Mitarbeitern ist deutlich größer als die vorhandenen Kräfte", schildert Westermann das Dilemma. "Qualifizierte Mitarbeiter sind knapp." Westermann sucht derzeit nach Fachpersonal für die Anästhesie, Intensivmedizin und den OP, sowie zehn Gesundheits- und Krankenpfleger. Auch für seine Agentur sucht er einen Auszubildenden sowie eine Personalberaterin.

Die starke Nachfrage wirkt sich vor allem für die Beschäftigten finanziell positiv aus. Die Tarifverträge für die Zeitarbeitsbranche mit einem Stundenlohn von 9,52 Euro hat Westermann längst hinter sich gelassen: "Wir zahlen über Tarif, um gutes Personal zu bekommen." So erhalten ausgebildete Gesundheits- und Pflegekräfte bei dem Zeitarbeitsunternehmen für ihre Einsätze 14 Euro Stundenlohn. Hinzu kommen Zulagen für die Arbeit am Wochenende (plus 25 Prozent), in der Nacht (plus 15 Prozent) und an Feiertagen (plus 35 Prozent).

Viele Frauen nutzen die Zeitarbeit, um nach der Babypause wieder den Einstieg in den Beruf zu finden. Andere möchten viele verschiedene Tätigkeiten ausprobieren, bevor sie sich für einen festen Arbeitsplatz entscheiden. "Etwa jeder dritte Mitarbeiter, den wir vermitteln, wird von einem unserer Kunden nach etwa vier Monaten fest angestellt", so Westermann.

Konkrete Umsatz- und Gewinnzahlen nennt Westermann nicht. Nur so viel: "2008 lag unser Umsatz 30 Prozent über dem Vorjahr." Auch im ersten Quartal 2009 konnte Westermann seinen Umsatz um zehn Prozent steigern, während die Zeitarbeitsbranche in diesem Jahr nach einer aktuellen Studie von Ernst & Young mit einem Umsatzrückgang von bis zu 33 Prozent rechnet. Westermann ist auch für die Zukunft optimistisch: "Der Gesundheitsmarkt wird weiter wachsen."