Im Stammwerk Rüsselsheim soll die US-Version des Insignia gebaut werden. Das Werk der Opel-Mutter GM in Amerika ist derzeit noch nicht auf die neue Fertigung umgestellt.

Rüsselsheim. Mitten im Überlebenskampf hat der Autohersteller Opel innerhalb des General-Motors-Konzerns einen Großauftrag erhalten. Nach den Werksferien im Sommer soll im Stammwerk Rüsselsheim die US-Ausgabe des Mittelklassewagen „Insignia“ vom Band laufen, wie Betriebsratschef Klaus Franz am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa sagte.

70.000 Stück geplant

Geplant seien 70.000 Exemplare des „Buick LaCrosse“ innerhalb von zwei Jahren. Die Rüsselsheimer Fabrik ist derzeit mit einem Zweischichtbetrieb auf rund 180.000 Fahrzeuge im Jahr ausgelegt. Dort arbeiten rund 5600 Menschen. Für den Insignia liegen nach Werksangaben in Europa bereits mehr als 100.000 Bestellungen vor. Opel übernehme die Produktion des Buick, weil das in den USA vorgesehene Werk Fairfax noch nicht auf das neue Modell umgestellt sei. Von einer Produktionsverlagerung auf GM-Standorte in Billiglohnländern könne da keine Rede sein, sagte Franz.

Weicht GM auf Billiglohnländer aus?

Zuvor hatten US-Medien berichtet, GM wolle Teile seiner für den US-Heimatmarkt bestimmten Produktion aus Kanada, Europa und Australien in billigere Länder in Asien und Lateinamerika verlagern. Es gehe um ein Volumen von rund 130.000 Fahrzeugen, berichtete die Zeitung „Detroit News“ unter Berufung auf interne GM-Dokumente. GM vertreibt in den USA derzeit etwa unter der Marke Saturn das in Europa gefertigte Opel-Modell Astra. Die Stückzahlen sind allerdings gering.

Offen für Konstruktion mit Treuhänder

Gewerkschafter Franz zeigte sich offen zu Vorschlägen von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die europäischen Teile des GM-Konzerns bei einem Treuhänder zu parken. „Mir wäre zwar der direkte Einstieg des Staates lieber, aber bei einem zu großen Widerstand ist auch das ein guter Vorschlag“, sagte Franz. Er stehe jeder Lösung positiv gegenüber, die dafür sorge, dass das neue europäische Unternehmen juristisch korrekt aufgestellt werde. Ein temporärer Einstieg des Staates ohne die Hilfskonstruktion einer Treuhand wäre aber besser.

Franz rechnet weiterhin damit, dass GM in die Insolvenz nach US- Recht gehen wird. Bis dahin solle zumindest eine grundsätzliche Übereinkunft mit einem neuen Investor unter Dach und Fach sein. „Wer ernsthaft Interesse an Opel hat, muss das in den nächsten zwei, drei Wochen beweisen.“ US-Präsident Barack Obama hat dem größten amerikanischen Autobauer für ein tragfähiges Konzept ein Ultimatum bis Ende Mai gesetzt. Sonst droht eine Insolvenz wie beim Wettbewerber Chrysler.