110 Millionen Hektoliter Bier, 5000 verschiedene Sorten: Das ist der Output von Deutschlands Brauereien. Damit das deutsche Reinheitsgebot auch weiterhin Biertrinkern in aller Welt schmeckt, erhält der ostdeutsche Brauer-Nachwuchs in Dresden eine fundierte Ausbildung.

Dresden. In Dresden erlernen seit knapp 60 Jahren künftige Brauer und Mälzer das theoretische Know-how zur Herstellung des kühlen Gerstensaftes. "In jedem der drei Lehrjahre werden etwa 50 Lehrlinge unterrichtet", sagt Herwig Bittner, Leiter des Berufsschulzentrums für Agrarwirtschaft und Ernährung in Dresden.

Die jungen Leute kommen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern. Auszubildende aus Berlin erhalten ihr theoretisches Wissen in einer Berufsschule in der Hauptstadt.

Traditionell steht in Deutschland der 23. April im Zeichen des Bieres: Am 23. April 1516 wurde das deutsche Reinheitsgebot als Gesetz proklamiert. Demnach dürfen fürs Brauen nur Wasser, Hopfen und Gerste verwendet werden sowie Hefe, die aber erst später erwähnt wurde. "Der Beruf ist nicht nur traditionsreich, sondern auch sehr innovativ", erläutert Schulleiter Bittner.

"Bierherstellung ist eine Kunst"

Zum Brauen gehören heute moderne Technologien mit automatisierten Abläufen. Auch wenn es zunehmend Hobbybrauer gibt, die in der heimischen Küche den eigenen Gerstensaft ansetzen, bleiben die künftigen Profis skeptisch. "Die Herstellung von Bier ist nach wie vor eine Kunst", betont er.

Im Schulsudhaus können die Lehrlinge live und in der Praxis erproben, was sie in der Theorie gelernt haben. "Wenn ein Brautag auf dem Lehrplan steht, werden in den Kesseln etwa 100 Liter angesetzt", erzählt Lehrling Christian Schubert von der Brauerei Altenburg in Thüringen.

Ob am Ende dann wirklich etwas Trinkbares herauskommt, zeigt sich erst nach dem etwa achtstündigen Brauvorgang. "Wir sollen die Abläufe kennenlernen", sagt der 20-Jährige. Und da es sich bei Bier um ein Lebensmittel handelt, muss auch viel geputzt werden. Arbeitstische, Kessel, Leitungen und Anlagen sind peinlichst genau sauber. Nicht einmal ein Bierhauch schwebt in der Luft.

Dresdner Lehrlinge sind weltweit gefragt

Brauer und Mälzer lernen heute aber nicht nur das Brauen süffiger Biere. Mit in die Ausbildung aufgenommen wurde vor einigen Jahren die Produktion von Biermixgetränken, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Neu im Lehrplan ist auch die Herstellung alkoholfreier Getränke wie Brause oder Limonade. In der Regel pauken die angehenden Bierbrauer drei Wochen Theorie auf der Schulbank in Dresden, dann geht es für sechs Wochen zurück in die Praxis in den Heimatbetrieb.

Lehrlinge mit Dresdner Abschluss sind weltweit gefragt. Einige haben es bis in Brauereien in Kanada, Australien und Russland geschafft. "Das deutsche Reinheitsgebot wird weltweit geschätzt", sagt Lehrling Toni Hupfer von der Urkrostitzer Brauerei. Den 20-jährigen Thomas Barth reizte der Beruf, den es schon seit 500 Jahren gibt.

Um die berufliche Zukunft ist den angehenden Brauern nicht bange. Katleen Mehner, eines von vier Mädchen im zweiten Lehrjahr, ist sicher, dass Bier weiter beliebt bleibt, auch wenn der Pro-Kopf- Verbrauch sinkt. Die 20-Jährige lernt in der Einsiedler Brauerei in Sachsen. Ihren Traumberuf konnte die zierliche Frau dank des Einzugs moderner Technik ergreifen. "Heute müssen nicht mehr zentnerschwere Säcke mit Malz geschleppt werden", sagt sie. Brau- und Abfüllanlagen funktionieren auf Knopfdruck, gesteuert von moderner Computertechnik.

Deutschlands Brauereien produzieren pro Jahr etwa 110 Millionen Hektoliter Bier. Über 14 Millionen Hektoliter gehen davon in mehr als 150 Länder. Rund 5000 verschiedene Biersorten werden bundesweit gebraut: Von Pils, Weizen, Alt und Schwarz-Dunkel, über Kölsch, Alt, März und Bock bis Berliner Weiße.