Ohrenbetäubend klingelnde Spielzeughandys, mit Weichmachern vergiftete Schwimmreifen, kokelnde Heizöfen.

Behörden und Verbraucherschützer in Europa haben 2008 deutlich mehr gefährliche Konsumgüter aus dem Verkehr gezogen als in den Vorjahren.

1866 unsichere Produkte wurden an das EU-Schnellwarnsystem Rapex gemeldet, das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr, teilte die EU-Verbraucherkommissarin Meglena Kuneva gestern in Brüssel mit.

Mit Abstand der größte Teil waren Produkte für Kinder, danach kamen Elektrogeräte, Kraftfahrzeuge und Kleidung. Unter den Gefahrenprodukten waren Kinderkapuzenjacken mit Schnüren, mit denen sich die Kinder erwürgen können. Die Gefahr des Erstickens bargen Spielzeuge mit Kleinteilen, Feuerzeuge verteilten Elektroschocks und in Schuhen fand sich die giftige Chemikalie Dimethylformamid zum Schutz gegen Feuchtigkeit.

Insgesamt hätten 1545 Produkte "ernsthafte Risiken" für Gesundheit und Sicherheit dargestellt. 366 davon hätten demnach Verletzungen auslösen können, 341 gefährliche chemische Reaktionen. Ein Ersticken hätten 285 Produkte verursachen können, elektrische Schläge 282 und Feuer 185 Produkte.

Mindestens 909 und damit 59 Prozent der beanstandeten Produkte kamen aus China. Da zehn Prozent der gemeldeten Waren unbekannter Herkunft sind, dürfte der Anteil sogar noch höher sein. 2007 habe er noch bei 52 Prozent gelegen. Seitdem seien die Exporte in die EU gestiegen, die chinesischen Kontrolleure aber auch aktiver geworden. "Es gibt keine Anhaltspunkte, die auf eine sinkende Qualität von chinesischen Produkten schließen lassen." Dennoch sei sie mit der zuständigen Behörde AQSIQ "nicht zufrieden", betonte Kuneva. AQSIQ sei nur 669 der Beanstandungen nachgegangen und davon seien nur in gut der Hälfte der Fälle Schritte wie ein Exportbann ergriffen worden. "Wir brauchen Produkte aus China, aber nicht auf Kosten der Sicherheit."

Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband forderte mehr Kontrollen und eine zentrale Informationsstelle.

Ein Fünftel der beanstandeten Produkte stammte aus Europa selbst. Fünf Prozent kamen aus Deutschland. Damit rangierte die Bundesrepublik nach China auf Platz zwei. Mit 13 Prozent (205) lag Deutschland bei den Meldungen an Rapex an erster Stelle, gefolgt von Spanien und der Slowakei. "Das heißt nicht, dass das Märkte mit gefährlicheren Produkten sind, sondern mit einer besseren Überwachung", sagte Kuneva.

Die Aufsichtsbehörden müssten besonders "in wirtschaftlichen Krisenzeiten, in denen der Preis ein zentraler Faktor für die Kaufentscheidungen der Verbraucher ist", ihre Wachsamkeit gegenüber risikoreichen Waren erhöhen, sagte die Verbraucherkommissarin.