Unruhe bei den Beschäftigten des Deutschen Ring (DR) in Hamburg: Ihr bisheriger Vorstand um den Vorsitzenden Wolfgang Fauter leitet nur noch die...

Hamburg. Unruhe bei den Beschäftigten des Deutschen Ring (DR) in Hamburg: Ihr bisheriger Vorstand um den Vorsitzenden Wolfgang Fauter leitet nur noch die Krankenversicherung und nicht mehr auch die Lebens- und die Sachversicherungsgesellschaften. Diese werden nun vom Vorstand der ebenfalls zur Schweizer Baloise-Gruppe gehörenden Basler Versicherungen in Bad Homburg geführt. Die DR-Krankensparte hingegen ist ein Versicherungsverein, der nur seinen Mitgliedern gehört. Ein Gespräch mit Frank Grund, dem Chef des neu formierten Deutschland-Geschäfts der Baloise.


Abendblatt:

Was soll sich beim Deutschen Ring über die Personalia hinaus alles ändern?

Frank Grund:

Es ist kein Selbstzweck, in Hamburg zwei Vorstände zu schaffen, wo es vorher einen gab. Das Ziel ist es, die Geschäftsaktivitäten der Töchter der Baloise-Gruppe in Hamburg und in Bad Homburg besser zu vernetzen. Zum Beispiel muss man eingehend prüfen, ob es wirtschaftlich ist, sehr ähnliche Versicherungsprodukte an zwei Orten parallel zu entwickeln.



Abendblatt:

Wie zuversichtlich sind Sie, dass es künftig mit dem Vorstand der DR Krankenversicherung eine vertrauensvolle Zusammenarbeit geben kann?

Grund:

Letztlich geht es in unserem Geschäft darum, die Kunden gut zu bedienen. In diesem Punkt sind die Interessen beider Vorstände absolut gleich gelagert. Dies sind sicher für alle Beteiligten keine leichten Tage. Allerdings muss man auch klar sagen, dass ich mir vom Aufsichtsratsvorsitzenden und vom Vorstandsvorsitzenden der DR Kranken ein verantwortungsbewusstes und souveränes Agieren in der Öffentlichkeit wünschen würde. Öffentliche Schlammschlachten dienen niemandem - am wenigsten unseren Kunden und Mitarbeitern. Insofern sollte man persönliche Interessen nicht über die des Unternehmenswohls stellen.



Abendblatt:

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Ring Krankenversicherung, Dietmar Jllert, wirft Ihnen vor, in "Rambo-Manier" zu agieren.

Grund:

Mir ist keinesfalls an einem Konflikt gelegen. Denn dies dient weder unseren Kunden noch unseren Mitarbeitern. Diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich sehr genau zuhöre und die Dinge analysiere, bevor ich Entscheidungen treffe. Dieses Vorgehen hat nichts mit "Rambo-Manier" zu tun. Wer solche irreführenden Worte wählt, handelt unverantwortlich und destruktiv. Mir scheint, dass Eigeninteressen hier stärker im Vordergrund stehen als das Wohl des Unternehmens. Dies kann nicht zielführend sein.



Abendblatt:

Wie will man angesichts des offenbar immer schärfer werdenden Tons zu einer konstruktiven Form der Zusammenarbeit zurückfinden?

Grund:

Es gibt hier zwei Tonarten: eine in der Tat scharfe Tonart, die vom Aufsichtsratsvorsitzenden der DR Kranken in den letzten Tagen sehr lautstark in der Öffentlichkeit geäußert wurde und eine, die den Tatsachen und der Stimmung im Hause entspricht. Ich habe in den letzten Wochen weit über 60 Gespräche mit allen Führungskräften, Mitarbeitern und den Vertretern der Gremien geführt. Mein Eindruck ist, dass trotz der offenen Fragen, die es in der Belegschaft gibt, eine sehr professionelle und konstruktive Verhaltensweise vorherrscht.



Abendblatt:

Besteht nicht die Gefahr, dass die durch umständliche Abstimmungsprozesse nun offensichtlich komplizierter gewordene Unternehmensführung das Geschäft des Deutschen Rings gerade in einer schwierigen Marktphase behindert?

Grund:

An den bestehenden Abstimmungsprozessen ändert sich durch die Neubesetzung der Vorstandsebene nichts. Mir ist sehr daran gelegen, dass wir die erforderlichen Abstimmungen pragmatisch vornehmen. Insofern würde ich mir wünschen, dass sich diese Ansicht auch bei der DR Kranken durchsetzt.