Verwaltungsrat der angeschlagenen Bank tagte bis in den Abend. Auch Eigenkapital soll um eine Milliarde Euro erhöht werden.

München. Die Bayerische Landesbank benötigt 6,4 Milliarden Euro, um die global tobende Bankenkrise zu überstehen. Das gaben Bayerns Finanzminister Erwin Huber und LB-Chef Michael Kemmer nach einer gut fünfstündigen Krisensitzung des Verwaltungsrats der Bank in München bekannt.

Das Gros der Summe wird der Bund beisteuern und das im Zuge der Finanzkrise abgeschmolzene Eigenkapital der Bank per Kapitalerhöhung um 5,4 Milliarden Euro aufstocken. Damit ist die BayernLB das erste Kreditinstitut, das den Rettungsfonds des Bundes anzapft. Dieser wird damit zum Anteilseigner der BayernLB, an der bislang je zur Hälfte der Freistaat Bayern und die bayerischen Sparkassen beteiligt sind. In welchem Umfang der Bund an der Landesbank künftig beteiligt sein wird, ließen Huber und Kemmer offen. Indessen schultern die Alteigner Freistaat und Sparkassen eine weitere Kapitalerhöhung im Umfang von einer Milliarde Euro. 700 Millionen Euro davon entfallen auf das Land und auf die Sparkassen 300 Millionen Euro. Bluten wird auch die Bank selbst. Binnen drei Jahren muss sie 400 Millionen Euro einsparen, was Stellenabbau in noch unabsehbarem Ausmaß nach sich ziehen dürfte. Derzeit arbeiten rund 19 000 Menschen für die BayernLB, davon gut die Hälfte in Deutschland. Finanzielle Abstriche kommen auch auf das Management zu. Ab sofort werden Bonuszahlungen für die Vorstände gestrichen, sagte Huber. Auch die fixen Managementgehälter werden vermindert, weil der Bund das zur Auflage macht, wenn eine Bank Bundeszuschüsse beantragt. Das heißt, dass das Gehalt Kemmers künftig auf 500 000 Euro jährlich begrenzt wird. Seine jetzigen Bezüge dürfen deutlich über einer Million Euro liegen.

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Darüber hinaus hat der Verwaltungsrat beschlossen, dass sich die BayernLB einem Privatinvestor öffnet oder mit einer anderen Landesbank fusioniert. Die BayernLB stehe vor einer neuen Zukunft, sagte Huber. Als Kandidaten für eine Fusion nannte er die Stuttgarter LBBW. Aktuell ist die Zeit für einen solchen Schritt aber nicht ideal, schränkte Kemmer ein. Im Vordergrund stehe jetzt eine massive Finanzspritze. Denn die BayernLB steuere dieses Jahr auf drei Milliarden Euro Verlust zu. Allein das dritte Quartal habe eine Milliarde Euro Verlust gebracht. Zuletzt hatte die Bank für 2008 allenfalls einen geringes Defizit in Aussicht gestellt.

Seit der Pleite der US-Bank Lehman Brothers seien aber weitere, massive Belastungen angefallen, räumte Kemmer ein. Vor allem auch die Schieflage isländischer Banken habe die BayernLB getroffen. Spekulationen, es handle sich hier um eine Milliardendimension seien nicht ganz abwegig.

Vom Tisch sind mit dem neuen Anlauf zur Rettung der BayernLB im Frühjahr von Freistaat und Sparkassen auf den Weg gebrachte Garantien von 4,8 Milliarden Euro. Dieser Risikoschirm wird nun durch die Kapitalerhöhungen ersetzt und zugleich ausgeweitet. "Wir brauchen einen kräftigen Schluck aus der Pulle", stellte Kemmer klar. Zu einem persönlichen Schuldbekenntnis konnte sich der Banker nicht durchringen.

Bankmanager machen Fehler, meinte er lediglich. In der Branche könne sich derzeit niemand selbstgerecht geben. Zuletzt hatte die BayernLB ihren Bestand an risikobehafteten Wertpapieren auf noch gut 20 Milliarden Euro beziffert. Dieses Volumen habe sich zuletzt aber erhöht, sagte Kemmer.

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