Die Hamburger Modefirma Jil Sander wechselt erneut den Besitzer. Der bisherige Eigentümer, die britische Beteiligungsgesellschaft Change Capital...
Hamburg. Die Hamburger Modefirma Jil Sander wechselt erneut den Besitzer. Der bisherige Eigentümer, die britische Beteiligungsgesellschaft Change Capital Partners (CCP) bestätigte gestern, das Unternehmen an den japanischen Modekonzern Onward Holdings verkaufen zu wollen. Das Geschäft solle in Kürze abgeschlossen werden. 167 Millionen Euro lässt sich Onward die deutsche Luxusmarke kosten.
Die Japaner wollen Jil Sander zusammen mit dem bereits zur Gruppe gehörenden italienischen Bekleidungshersteller Gibo betreiben. "Wir glauben, dass es beachtliche Möglichkeiten und Synergien gibt, um das Wachstum von Jil Sander, Gibo und der gesamten Gruppe voranzutreiben", erklärte Onward-Chef Takeshi Hirouchi. Details der neuen Strategie nannte er nicht, ein Sprecher von Jil Sander betonte aber gegenüber dem Abendblatt, für die Mitarbeiter werde sich zunächst nichts ändern. Der in Tokio ansässige Onward-Konzern ist nach eigenen Angaben die größte Modegruppe Japans und kam mit 90 Tochterfirmen in Asien, Europa und den USA im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro. Jil Sander erzielte 2007 rund 131 Millionen Euro Umsatz und hat weltweit 500 Mitarbeiter.
1968 von der Modeschöpferin Heidemarie Jiline ("Jil") Sander in Pöseldorf gegründet, steht das gleichnamige Label bis heute für einen figurbetonten, schlicht-eleganten Stil. Die Designerin verkaufte ihre Firma allerdings schon 1999 an den italienischen Luxusmodekonzern Prada. Dieser mühte sich sieben Jahre erfolglos, die Verluste bei Jil Sander einzudämmen. Die Designerin selbst blieb zunächst zwar noch im Unternehmen, zerstritt sich aber mit dem oft ruppig auftretendem Prada-Chef Patrizio Bertelli und verließ die Firma.
Im Jahr 2006 verkaufte Prada das schlingernde Modeunternehmen an die Beteiligungsgesellschaft CCP. Um Jil Sander für den neuen Investor "hübsch" zu machen, leiteten die Italiener zuvor noch ein drastisches Sparprogramm ein. Eine in Ellerau bei Hamburg gelegene Fabrik mit 160 Mitarbeitern wurde geschlossen, die Zentrale in der Hansestadt mit einst 120 Mitarbeitern verkleinert.
Heute beschäftigt Jil Sander in Hamburg gerade noch 50 Mitarbeiter in der Zentrale, sowie 45 weitere in den Modegeschäften.
Unter der Leitung von CCP gelang es zumindest, die Firma wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Schrieb Jil Sander 2005 noch einen operativen Verlust von 13 Millionen Euro, so wurde 2007 ein Plus von sechs Millionen Euro erwirtschaftet.