Düsseldorf. In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom machen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ihre Drohung wahr. "Wir stellen noch in dieser Woche Strafanzeige", sagte Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder. Die Arbeitnehmervertreter sehen sich als Opfer von Bespitzelungen. "Wir wollen eine schonungslose Aufklärung, um gegen diejenigen vorzugehen, die das veranlasst haben", so Schröder, der stellvertretender Vorsitzender des Kontrollgremiums ist. Die Arbeitnehmervertreter sehen unter anderem das Fernmeldegeheimnis und den Datenschutz verletzt. Mit der Strafanzeige werden sie zu Prozessbeteiligten und können Einblick in die Akten der Staatsanwaltschaft erhalten. Der Bonner Konzern hatte eingeräumt, dass zwischen 2005 und 2006 mindestens ein Jahr lang Telefondaten ausspioniert wurden. Nach Informationen aus dem Konzernumfeld ging es hauptsächlich um Kontakte von Aufsichtsräten zu Journalisten, wohl aber auch von Managern zu Journalisten. Ziel soll es gewesen sein, die Veröffentlichung vertraulicher Informationen zu unterbinden. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen den früheren Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel.

"Ich muss davon ausgehen, dass meine Telefonate ausgewertet wurden", sagte Schröder. "Ich werde auch anregen zu ermitteln, ob der E-Mail-Verkehr ausgewertet wurde." Auch wenn die Telekom öffentlich unter Beschuss steht, sieht Schröder keine negativen Auswirkungen auf das Geschäft. "Das Vertrauen in die Datensicherheit bei der Telekom war hoch. Es hat einen Schlag bekommen. Doch es ist nicht zu spüren, dass die Affäre lähmend für das Geschäft ist."

Telekom-Chef Rene Obermann will mit Einsparungen und besserem Service das Geschäft ankurbeln und sich mit Auslandsexpansionen vom Heimatmarkt unabhängiger machen. Schröder forderte, eine aktive Rolle bei der Konsolidierung einzunehmen. "Man besteht eine Konsolidierungsphase nur, wenn man sie aktiv betreibt und das Gewinninteresse nicht gegenüber dem Wachstumsinteresse überbetont."