Lübeck. Der Flughafen Lübeck-Blankensee sackt in ein neues Luftloch. Zu Millionenverlusten, mageren Passagierzahlen und reduzierten Flugverbindungen gesellt sich nun eine überraschende Personalie: Nach nur 15 Monaten wirft Johannes Scharnberg, einer von zwei Geschäftsführern, seinen Job hin. Er gehe "aus persönlichen Gründen und auf eigenen Wunsch", lässt Noch-Geschäftsführer Scharnberg (37) verlauten. Dass es zwischen ihm und dem neuseeländischen Mehrheitseigentümer Infratil Differenzen gibt, ist ein offenes Geheimnis. Mit Scharnberg geht ein Kenner der regionalen Besonderheiten rund um den Lübecker Airport. Dessen Geschäfte werden künftig vom Neuseeländer Tom Wilson allein geführt. Vor Scharnberg hatte bereits Matthias Seidenstücker nach nicht einmal einem Jahr als Geschäftsführer den Posten verlassen.

Ein offensives Umgehen mit den nicht immer positiven Zahlen und Problemen des Lübecker Flughafens waren von Beginn an ein Markenzeichen Scharnbergs. Dazu kommt eine glückliche Hand bei Verhandlungen mit Flughafengegnern. Im Streit um den Airportausbau kam unter seiner Federführung in monatelanger Kleinstarbeit ein Kompromiss mit Naturschützern zustande, die sich in der Folge zum Klageverzicht bereit erklärten.

Dass sich der Lübecker Airport statt im Aufwind auf einer langen Durststrecke befindet, ist eine Kröte, an der Stadt und Investor seit Langem würgen. 2007 wurden mit knapp 213 000 nur etwa halb so viele Passagiere gezählt, wie laut Vertrag mit Infratil erreicht werden sollen. Für Investor Infratil bedeutet der Lübecker Airport auch im Jahr vier seines Engagements ein Verlustgeschäft; im jüngsten Jahresabschluss klafft ein 4,7-Millionen-Loch. Und jüngst musste Scharnberg bekannt geben, dass die Verbindung ins nordenglische Leeds für die Wintermonate gekappt ist. Die für April 2008 vorgesehenen Charterflieger nach Antalya hoben gar nicht erst ab.

Ärger droht schließlich auch vor dem Bundesgerichtshof. Dort klagt die Fluggesellschaft Air Berlin gegen Sonderkonditionen, die der Lübecker Airport dem Billigflieger Ryanair gewährt. Im Mai war Air Berlin mit einer entsprechenden Klage vor dem Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht gescheitert. Ryanair bedient als größter von derzeit drei Fluganbietern in Lübeck sechs von acht Destinationen.

Angesichts der neuen personellen Turbulenzen versuchen die Verantwortlichen, den Ball flach zu halten. Infratil sei mit der Entwicklung zufrieden, werde an seinem Engagement in Lübeck festhalten und weiter investieren. Laut Vertragsklausel können die Neuseeländer ihren 90-Prozent-Anteil, den sie am Flughafen halten, bis Ende 2009 an die Hansestadt zurückgeben.