Hamburgs Airport soll mit einem Neubau in Kaltenkirchen sowie mit Lübeck-Blankensee und Parchim zusammenarbeiten.

Hamburg. Der Unternehmensverband von Hamburg und Schleswig-Holstein (UV Nord) fordert den Bau eines neuen Flughafens in Kaltenkirchen als Ergänzung zum Airport in Fuhlsbüttel. "Um den norddeutschen Unternehmen auch in Zukunft den schnellen Zugang zu Metropolen und Märkten in aller Welt zu ermöglichen, muss für das absehbare Kapazitätsende des Hamburger Flughafens vorgesorgt werden", sagte UV-Nord-Präsident Hans H. Driftmann gestern auf dem Unternehmertag des Verbands in Hamburg. Dabei solle Fuhlsbüttel der "Primärflughafen" bleiben, aber mit Kaltenkirchen sowie den bestehenden Regionalairports Lübeck-Blankensee und Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) kooperieren.

Es gehe darum, keine Chancen zu verpassen - mit dem Risiko, dass im Luftverkehr "die Musik künftig eher in Hannover oder in Bremen spielt", so Driftmann. Vor dem Hintergrund langer Planungsfristen und dem absehbaren Erreichen der Kapazitätsgrenze in Hamburg in den Jahren 2012 bis 2015 sollte mit den Vorarbeiten für das Kaltenkirchen-Projekt "frühzeitig begonnen werden". Erleichtert werde dies dadurch, dass der Flughafen Hamburg bereits ein umfangreiches Grundstück in Kaltenkirchen besitzt, nachdem ein Neubau dort ursprünglich schon in den 1960er-Jahren projektiert, aber später verworfen wurde.

Gegen eine vollständige Verlagerung dorthin sprächen unter anderem die Investitionen im hohen dreistelligen Millionenbereich in die Modernisierung, den Ausbau und die S-Bahn-Anbindung des Hamburger Flughafens. Dieser sei außerdem "so citynah wie kaum ein anderer Flughafen in Europa", sagte Bürgermeister Ole von Beust. Auf der anderen Seite könne Fuhlsbüttel gerade auch aus diesem Grund von der Kapazität her nicht mit den Drehkreuzen in Frankfurt und München mithalten.

Auch Michael Eggenschwiler, Chef des Hamburger Flughafens, hält einen Wegzug aus betriebswirtschaftlichen wie auch volkswirtschaftlichen Gründen nicht für sinnvoll. Er sieht zudem noch mehr Spielraum für Wachstum in Fuhlsbüttel als der UV Nord, räumt aber ein: "In 20 bis 25 Jahren wird die Kapazität an diesem Standort eng." Eggenschwiler zeigte sich daher offen für eine Kooperation. Es müsse aber "nicht zwingend" ein Neubau sein, sagte er mit Blick auf die enormen Hürden, die ein solches Projekt nehmen müsste. Ohnehin werde ein Flughafenneubau in Kaltenkirchen in dem Entwurf eines Luftverkehrskonzepts aus dem Bundesverkehrsministerium "im Prinzip verboten", ergänzte Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko.

Skeptisch zeigte sich auch Jost de Jager, Staatssekretär für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr der Landesregierung Schleswig-Holstein: "Ich warne vor der Vorstellung, man könne in Kaltenkirchen erst einmal klein anfangen." Es sei zweifelhaft, ob sich ein komplett neuer Flughafen, der zunächst nur der Ergänzung dienen solle, wirtschaftlich tragen könne.

Genauso sieht das Christoph Klingenberg, als Bereichsleiter bei der Lufthansa verantwortlich für alle Strecken außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München: "Ein Flughafen Kaltenkirchen, der speziell auf eher niedrigpreisige Airlines ausgerichtet wäre, würde unweigerlich eine Investitionsruine." In jedem Fall müsse man damit rechnen, dass ein Neubau erst in 30 oder 40 Jahren in Betrieb ginge.

Sollte der Flughafen Fuhlsbüttel irgendwann aufgegeben werden, hätte dies auch gravierende Auswirkungen auf die Lufthansa Technik, mit 7500 Beschäftigten größter Arbeitgeber dort: "Dann müssten wir den Standort völlig neu bewerten", sagte Vorstandsmitglied Thomas Stüger. Auch Verlagerungen ins Ausland würden für diesen Fall geprüft.