Mit einem Protestzug durch die Hamburger Innenstadt haben gestern Vormittag rund 200 Postmitarbeiter gegen die Tarifpolitik des Konzerns demonstriert.

Hamburg. Eine Postbankfiliale in der Mönckebergstraße brachten die Demonstranten dabei mit einer besonderen Aktion vorübergehend zum Erliegen. Jeder Mitarbeiter hatte einen individuellen Brief an den Postvorstand Jürgen Gerdes dabei und reihte sich zum Kauf einer Briefmarke in die Warteschlange ein. "Dadurch war die Filiale praktisch für 1,5 Stunden besetzt", berichtete der Ver.di-Landesfachbereichsleiter, Wolfgang Abel.

"Wir wollen dem Postvorstand mit dieser Aktion klarmachen, dass bei einem Vollstreik auch andere Bereiche des Postkonzerns betroffen sein könnten."

Zuvor trugen die Beschäftigten einen großen "Schweizer Käse" mit sich. Auf der einen Seite stand: "Angebot der Post: Arbeitsplatzabbau und Sozialraub." Und auf der anderen: "So'n Käse woll'n wir nicht!" Bundesweit wurden unterdessen rund sechs Millionen Briefe und 200 000 Pakete nicht ausgetragen. In etwa 250 Städten und Gemeinden seien die Briefkästen leer geblieben.

Die Gewerkschaft beginnt heute mit einer Urabstimmung unter ihren rund 100 000 Mitgliedern für einen unbefristeten Streik. Abel geht davon aus, dass die Zustimmung weit über den erforderlichen 75 Prozent liegen wird. Während der Urabstimmung soll es bis Dienstag keine weiteren Protestaktionen geben. Das Ergebnis soll nächsten Mittwoch bekannt gegeben werden. Sollte die Post bis Anfang nächster Woche kein tragfähiges neues Angebot vorlegen, plant die Gewerkschaft vom 2. Mai an einen unbefristeten Streik. Eine Annäherung im Tarifkonflikt ist unterdessen nicht in Sicht. Ver.di erwartet vom Postvorstand ein neues Angebot, was dieser ablehnt.