Casual Games heißen die einfachen, leicht verständlichen Spiele für den PC. Die Firma Intenium hat sich zum Branchenprimus gemausert.

Hamburg. Die Büroräume von Intenium sind schlicht, an den weißen Wänden hängen nur wenige Bilder. Der Konferenzraum wird von einem riesigen Flachbildschirm dominiert, auf dem der Trailer eines der neuesten Computerspiele des Unternehmens läuft. Der Betreiber der Spieleplattform "Deutschland spielt" ist erst vor wenigen Monaten in diese Räumlichkeiten gezogen. "Bisher hatten wir garagenähnliche Büros in der Schanze", sagt Unternehmensgründer Konstantin Nikulin. "Doch die sind zu klein geworden."

Intenium vertreibt sogenannte Casual Games im Internet und Fachhandel. Gelegenheitsspiele für den Computer, die leicht verständlich sind, mit einem schnellen Erfolgserlebnis für die Spieler. Mittlerweile ist das Unternehmen im Bereich Casual Games Marktführer in Deutschland, europaweit gehört die Firma zu den größten drei Anbietern. Intenium wurde im Jahr 2000 von Konstantin Nikulin gegründet. Der gebürtige Russe bot ursprünglich zusammen mit einem Entwicklerteam in Kaliningrad deutschen Unternehmen die Umsetzung ihrer Internetprojekte an. Zum Angebot gehörten schon damals kleine Werbespiele. "Mit dem Zusammenbruch der New Economy bekamen wir Schwierigkeiten", sagt Nikulin im nahezu perfekten Deutsch. "Also haben wir nach neuen Wegen gesucht." Und gefunden. Nikulin und seine Mitarbeiter entdeckten die Casual Games für sich. "Wir hatten bereits Erfahrung mit der Entwicklung von Spielen und die haben wir eingesetzt", sagt der Unternehmensgründer. Nikulin teilt sich mittlerweile die Unternehmensführung mit Thorsten Kolisch, Klaus Teichmann und Nils Wriedt.

Hamburg ist eine der Hochburgen von Unternehmen, die Computerspiele entwickeln. In der Hansestadt gibt es nach Angaben der Organisation Gamecity Hamburg 50 solcher Firmen. Mehr als 20 stehen in direkter Konkurrenz zu Intenium im Bereich der Casual Games, wie beispielsweise 49Games, Bigpoint, King.com oder northworks. Die Spiele, die die Unternehmen vertreiben zielen auf Personen ab, die eine kurzweilige Unterhaltung ohne langwierige Lernphase suchen. Thematisch handelt es sich beispielsweise um Denk- und Kartenspiele, aber auch Logikspiele. Daneben finden sich auch einfache Actionspiele sowie lizenzierte Spiele zu bekannten TV-Shows wie "Wer wird Millionär" oder "Das Quiz" mit Jörg Pilawa.

Die Zahl der Angebote wächst derzeit rasant. So bringt allein Intenium jede Woche online zwei neue Spiele heraus. Zusätzlich werden jährlich rund 35 Spiele im Handel vorgestellt. Die lässt das Unternehmen auch heute noch in Kalinigrad entwickeln. Denn dort gibt es viele gut ausgebildete Programmierer. "Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es jede Menge Raumfahrtingenieure, die keine Arbeit mehr hatten", sagt Nikulin. "Viele von ihnen haben einen Job in der IT-Branche gefunden." 25 Mitarbeiter hat das Hamburger Unternehmen in Russland, in diesem Jahr soll das Team um zehn neue Kollegen anwachsen.

Denn der Markt der Casual Games boomt. Im vergangenen Jahren spielten nach Angaben der Casual Games Association monatlich 200 Millionen Menschen online die unterhaltenden Spiele. Im laufenden Jahr soll der Markt um 20 Prozent wachsen. 17 Milliarden Dollar wurden insgesamt für den Spielespaß am Computer ausgegeben. Mehr als zehn Prozent davon, rund 2,25 Milliarden Dollar für die Casual Games, so die Association.

Die stark steigende Nachfrage spüren auch die Hamburger Unternehmer. In den vergangenen drei Jahren konnten sie ihren Umsatz um jeweils 250 Prozent steigern. "Damit wachsen wir mehr als zehnmal so stark wie der gesamte Markt", so Teichmann. Einen knappen zweistelligen Millionenbetrag will Intenium im laufenden Jahr erwirtschaften. Beim Ergebnis schreibe das Unternehmen seit Jahren eine schwarze Null. "Unsere Firmenpolitik besteht jetzt noch darin, alles was wir verdienen, wieder in die Entwicklung und in den Aufbau des Unternehmens zu stecken." Allein die Entwicklung eines jeden Spiels koste zwischen 100 000 und 200 000 Euro.

Dass Casual Games im Kommen sind, bestätigen auch die Experten von Gamecity Hamburg. "Dieser Bereich hat viel Potenzial", sagt Leiter Achim Quinke. "Besonders interessant ist er vor allem deshalb, weil er eine ganz bestimmte, bisher wenig erreichte, Zielgruppe anspricht." Mehr als die Hälfte der Casual-Games-Spieler seien Frauen zwischen 30 und 55 Jahren. "Hier werden Stück für Stück Kunden erschlossen, die bisher nicht regelmäßig am Computer gespielt haben", so Quinke.

Auch Intenium freut sich über diese Zielgruppe. "Unsere Spieler sind zumeist solvente Menschen", sagt Nils Wriedt, der die Bereiche Finanzen und Personal bei Intenium verantwortet. "Und somit sind die Kunden bereit, für die Spiele das Geld zu bezahlen." Die Spiele von Intenium, egal ob online heruntergeladen oder im Fachhandel gekauft, kosten rund zehn Euro. "Seit Neuestem registrieren wir allerdings auch immer mehr Menschen über 60 Jahre, die unsere Spiele beziehen", so Wriedt. "Sie sind angesichts der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung ganz besonders interessant."

Hamburg ist für die Computerunternehmer der ideale Standort. "Hier werden junge Firmengründer aus der Branche ganz besonders unterstützt", sagt Nikulin. Neben Organisationen wie Gamecity Hamburg sei das Engagement der Stadt ausgesprochen groß. Ihr größter gemeinsamer Erfolg: Im kommenden Jahr soll zum ersten Mal die begehrte Fachmesse Casual Connect in der Hansestadt veranstaltet werden. "Das ist für uns eine ganz bedeutende Entscheidung", so Teichmann. "Denn bei dieser Messe kommen die Anbieter aus der ganzen Welt zusammen." So könne Hamburg seine Bedeutung auf diesem Markt weiter vergrößern.