Surfen mit 100 Megabit pro Sekunde geplant. Wettkampf im Breitbandmarkt nimmt damit weiter zu. Hansestadt mit Vorreiterrolle.

Hamburg. Nach der Deutschen Telekom, HanseNet, Wilhelm.tel und Martens will auch Kabel Deutschland in Hamburg schnelle Internet-Leitungen anbieten. Dazu rüstet die in Deutschland führende TV-Kabelfirma ihr Netz in der Innenstadt auf 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) auf. "Hamburg ist der wichtigste Breitbandstandort in Deutschland", sagt Pressesprecher Marco Gassen dem Abendblatt. "Deshalb beginnen wir hier mit unseren Investitionen."

Insgesamt will Kabel Deutschland bundesweit 500 Millionen Euro in die Kabelnetze für Internet und Telefon stecken. Wie hoch der für Hamburg vorhergesehene Anteil ist, sagte der Sprecher nicht. Auch ab wann die Kunden die schnelle Datenleitung in Anspruch nehmen können, stehe noch nicht fest. Zunächst sei ein Testbetrieb mit ausgewählten Haushalten vorgesehen, der nun beginne und zwei Monate dauern solle. "Fest steht aber schon, dass wir die Bandbreite 2008 von derzeit maximal 30 Mbit/s deutlich anheben werden", sagt Gassen.

Die Konkurrenz in dem noch jungen Breitbandmarkt nimmt damit schon zu, bevor die schnellen Datenleitungen kommerziell überhaupt den Durchbruch geschafft haben. Die Unternehmen hoffen mit ihren Millioneninvestitionen in das Netz auf zusätzliche Einnahmen durch interaktives TV, Internet-Fernsehen und Videotelefonie.

Dabei sind die Ausgaben für die Kabelfirmen niedriger als für klassische Telekommunikationsunternehmen, da die teilweise schon vor mehr als 20 Jahren von der Post verlegten Fernsehkabel für schnelles Internet leistungsfähig genug sind. Das Unternehmen mit Sitz in München buddelt im Gegensatz zur Telekom und HanseNet deshalb keine Bürgersteige auf, um Glasfaserkabel zu verlegen, sondern muss nur die Hauptverteilerkästen aufrüsten. "Wir setzen höhere Verstärker ein, um 100 Megabit pro Sekunde zu gewährleisten", so Gassen. Zudem würden die Kunden neue Anschlussdosen in der Wohnung und ein entsprechendes Internetmodem bekommen, um mit Vollgas auf der Datenautobahn zu rasen.

Vor Kabel Deutschland haben in Hamburg bereits die Mittelständler Wilhelm.tel und Martens ihr eigenes Kabelfernsehnetz fit für das Hochgeschwindigkeitsinternet gemacht. Wilhelm.tel, eine Tochter der Stadtwerke Norderstedt, versorgt schon jetzt in der Hansestadt rund 55 000 Haushalte mit 100-Mbit-Glasfaserleitungen (inkl. Flatrate für monatlich 37 Euro) und hat dafür einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investiert. Der Hamburger Kabelnetzbetreiber Martens bietet bereits seit Oktober 7000 Kunden in Bergedorf eine Internetgeschwindigkeit von sogar 300 Mbit/s an. Weitere 20 000 Haushalte in anderen Stadtteilen sollen die flotte Glasfaser im kommenden Jahr nutzen können (inkl. Flatrate für monatlich 89,95 Euro). Später soll ein Gigabit pro Sekunde möglich sein.

Noch im ersten Halbjahr 2008 will Platzhirsch HanseNet mit schnellen Glasfaserleitungen folgen. Geplant ist, das Netz für zunächst rund 55 Millionen Euro in Altona, Eimsbüttel, dem Schanzenviertel und in Eppendorf auszubauen und 15 000 Häuser mit 130 000 Haushalten an 100-Mbit-Glasfaser anzuschließen.

Schon seit 2005 baut die Telekom ihr Hochgeschwindigkeitsnetz aus und kann 90 Prozent der Haushalte mit der Vorwahl 040 mit einer 50 Mbit/s schnellen Internet-Leitung versorgen.

Kabel Deutschland setzt im Wettbewerb vor allem auf Fernsehkunden, von denen künftig immer mehr über das Kabelnetz auch surfen sollen. Das Potenzial ist groß: Der Marktanteil der Kabelfirmen beim Internet beträgt nach OECD-Angaben in Deutschland lediglich fünf Prozent. In den USA, in Kanada, der Schweiz, in Skandinavien oder den Benelux-Staaten surfen bis zu 50 Prozent der Internetnutzer über Fernsehkabel. "Wir sind sicher, dass es auch hierzulande mehr werden", sagt Gassen.