HAMBURG. ProSiebenSat.1 rechnet nach dem Kauf der Sendergruppe SBS mit einer weiteren Konsolidierung im TV-Geschäft. "Die Frage ist, wer die handelnden Personen sein werden", sagte der Vorstandsvorsitzende der ProSiebenSat.1 Media AG, Guillaume de Posch, am Montagabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Wenn es den Europäern nicht selbst gelinge, internationale Konzerne auf ihrem Kontinent zu schmieden, würden es US-Medienriesen wie NewsCorp und Time Warner oder Internetgiganten wie Google und Yahoo! tun.

ProSiebenSat.1 hatte im Sommer die SBS Broadcasting Group für 3,3 Milliarden Euro übernommen. Die Gruppe ist vor allem in Skandinavien, Benelux und Osteuropa stark vertreten. Zusammen machen beide Unternehmen rund drei Milliarden Euro Umsatz und beschäftigen etwa 6000 Mitarbeiter.

Die Integration werde in eineinhalb Jahren abgeschlossen sein. "Dann sind wir die erste vollintegrierte paneuropäische Fernsehgruppe", sagte de Posch. Der Vorstandschef erwartet spätestens 2010 jährliche Synergieeffekte von 80 bis 90 Millionen Euro. Als ein Beispiel für Kostensynergien zwischen den Sendern nannte er gemeinsame Produktionen, für die jeweils nur ein Drehbuch und ein Filmset nötig sind. "Vielversprechende Formate werden künftig gleich für mehrere Länder produziert."

Eine Kürzung der Programmausgaben sei nicht vorgesehen, sagte der Belgier. Diese seien 2007 in Europa um drei Prozent und in Deutschland um ein Prozent gestiegen. "Qualität ist für uns Quote. Wenn Qualität keine Quote bringt, ist für uns das Spiel vorbei." Nach der Fusion mit SBS war der Konzern in die Kritik geraten, weil er mehrere Sendungen bei Sat.1 gestrichen und 180 Mitarbeiter entlassen hatte. Insgesamt investiert die Senderkette in diesem Jahr 1,6 Milliarden Euro in ihr Programm, davon 650 Millionen Euro für eigene Produktionen in Deutschland.

An seinem Ziel, 25 bis 30 Prozent Rendite für die neuen Eigentümer KKR und Permira zu erwirtschaften, hielt de Posch fest. Allerdings werde das Ergebnis 2007 außerordentlich belastet. Wegen des Verdachts illegaler Rabattverträge beim Werbezeitvermarkter Seven One Media hatte sich die Sendergruppe Anfang Oktober zur Zahlung von 120 Millionen Euro Bußgeld bereit erklärt. Daraufhin stellte das Kartellamt sein Verfahren ein. Sein Sparprogramm wird ProSiebenSat.1 nach den Worten de Poschs wegen der Zahlung indes nicht verschärfen.

Für die Übertragungsrechte der Fußballbundesliga will der Konzern nicht mitbieten. Einige Hundert Millionen Euro seien im Free-TV kaum zu refinanzieren, so de Posch. Dafür soll das Internetgeschäft - auch durch weitere Übernahmen - ausgebaut werden. Derzeit ist ProSiebenSat.1 unter anderem an My video.de, Lokalisten.de und billiger.de beteiligt.