Käse und Co. teurer. Politiker: Milchquote abschaffen. Verbraucherschutz vermutet Preisabsprachen.

Hamburg. Die weltweite Nachfrage nach Milch und die sprunghaft gestiegenen Verbraucherpreise rufen immer mehr Politiker auf den Plan. So plädieren die Länder Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein für eine rasche Abschaffung der Milchquote in der EU. Sie regelt strikt, welche Mengen Milch ein Land produzieren darf. Die Quote sollte bislang bis 2015 gelten. "Wenn weltweit die Nachfrage nach Milchprodukten steigt, müssen die europäischen Bauern auch die Chance haben, mehr zu produzieren", sagt der baden-würtembergische Agrarminister Peter Hauk (CDU).

Der Bundestags-Agrarausschuss will sich nach der Sommerpause auch mit den Preissprüngen von Milch und Butter befassen. "Das wird mit Sicherheit ein Thema des Ausschusses sein", sagte die Vorsitzende Ulrike Höfken (Grüne). Experten hätten zwar Preissteigerungen bei Lebensmitteln vorausgesagt. "Das rechtfertigt jetzt aber nicht die Endverbraucherpreiserhöhung", sagte Höfken. Die Preiserhöhung des Handels könne so nicht hingenommen werden.

Das Abendblatt hat die neuen Preise für Milchprodukte in vielen Hamburger Supermärkten recherchiert (siehe Tabelle). Auffallend ist, dass die Preise zum Beispiel für Vollmilch in allen Märkten exakt gleich sind. "Das sollte sich das Kartellamt mal ansehen", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, "Wir haben keine Beweise dafür, aber da denkt man schon an Preisabsprachen." Die Verbraucherschützer haben beobachtet, dass zumeist ein Discounter den Preis vorgibt und alle anderen sich schnell anpassen. "Die Verbraucher sind sensibel geworden, darum will keiner darüberliegen. Aber unterbieten kommt auch selten vor", sagt Valet. Was häufiger vorkommt, sind kurzfristige Aktionen. "Wo jetzt jeder weiß, dass Butter teurer wird, versuchen es einige mit Lockangeboten", erklärt Ernährungsexperte Valet.

So werben einige Rewe-Märkte auf Handzetteln mit Kerrygold-Butter für 99 Cent. Im Real-Markt an der Feldstraße war die irische Greenfields-Butter ebenfalls für 99 Cent zu haben. Und Toom wirbt mit 79 Cent für das Produkt Van Antje beste Butter. Die Aktion löste so großes Interesse aus, dass Toom über das Butterregal gestern bereits einen bedruckten Zettel mit der Einschränkung "Höchstabgabe zehn Stück" gehängt hat. Doch auch das hat nichts genützt. Die billige Antje-Butter von Toom in der Max-Brauer-Allee war bereits mittags ausverkauft. Und auch bei einigen Real- und Rewe-Märkten standen die Verbraucher vor leeren Regalen statt vor Sonderangeboten für Butter.

"Das ist nicht in Ordnung. Die Unternehmen locken die Kunden mit Sonderangeboten in die Märkte und hoffen, dass sie andere teurere Ware kaufen, wenn sie das Angebot nicht mehr vorfinden", erklärt Valet. "Die billige Butter stammt vermutlich noch aus Beständen, die zu günstigeren Preisen eingekauft wurden", vermutet Valet.

Laut der geltenden Rechtsprechung müssen Angebote mindestens zwei Tage lang vorrätig sein. Toom-Mitarbeiter in Hamburg versicherten gestern, heute komme eine neue Lieferung. "In der Regel wird so viel Ware eingekauft, dass man damit auskommt. Aber wer weiß das in diesen Zeiten schon", heißt es aus der Rewe-Zentrale, zu der auch Toom gehört. Auch bei Konkurrent Real ist man noch optimistisch. "Obwohl wir aufgrund der aktuellen Berichterstattung eine starke Nachfrage nach unserem Angebot Greenfield-Butter verzeichnen, dürfte ausreichend Ware vorhanden sein. Wir haben erst heute beim Lieferanten neue Ware nachdisponiert, die schnellstmöglich in unseren Märkten angeliefert wird", sagt Sprecher Markus Jablonski. Die Ware werde allerdings auch nur in "haushaltsüblichen Mengen" abgegeben. Die teurere Butter in den anderen Märkten wurde weniger stark nachgefragt. Aldi machte kein Sonderangebot und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.