Ostern: ADAC wirft Konzernen Abzocke vor - Unternehmen wehren sich. Hamburger Wissenschaftler nimmt Ölriesen in Schutz. Verunsicherung wegen angespannter Lage im Iran. Spartips für Autofahrer.

Hamburg. Vor der bevorstehenden Osterreisewelle streiten die Experten um die derzeit besonders hohen Benzinpreise. So hat der ADAC den Mineralölkonzernen eine unverhältnismäßige Erhöhung der Kraftstoffpreise vor den Feiertagen vorgeworfen. "Damit haben die Unternehmen dem Autofahrer ein richtig faules Ei ins Nest gelegt", sagte ADAC-Sprecher Dieter Wirsich.

Die Preise hätten in den vergangenen Tagen um vier Cent zugelegt - und das bei "praktisch konstanten Ölpreisen", sagte ADAC-Benzinmarktexperte Jürgen Albrecht und meinte, das sei "letztlich ein ganz normales marktwirtschaftliches Verhalten". Die Nachfrage zu Ostern steige und die Ölanbieter könnten dann eben höhere Preise durchsetzen. Zu Wochenbeginn, nach dem Ende der ersten Reisewelle, rechnet der ADAC dann wieder mit einem Absinken der Preise. "Das ist jedes Jahr das Gleiche."

Dem widerspricht der Sprecher von Shell Deutschland, Rainer Winzenried: "Es gibt keine Osteraufschläge. Die Diskrepanz zwischen dem Benzinpreis am Markt in Rotterdam und unserem Preis an der Tankstelle ist zu Ostern nicht größer." Der Wettbewerb würde solche Aufschläge ohnehin wieder drücken.

Auch HWWA-Forscher Klaus Matthies widerspricht den Preistreibervorwürfen an die Adresse der Ölkonzerne. Zwar habe es beispielsweise auch zu Ostern 2004 hohe Diskrepanzen zwischen den Benzinpreisen in Rotterdam und denen an den Tankstellen gegeben. Allerdings sei dieser Effekt in den Jahren zuvor nicht zu beobachten gewesen, sagte Matthies. Zugleich erwartet der Ölexperte in den nächsten Tagen aber keine Entspannung bei den Preisen. Die Kriegsangst wegen des Iran-Konflikts, die immer schwerer zu beherrschende Situation im Irak und Unruhen in Nigeria belasteten den Ölpreis wahrscheinlich auch in nächster Zukunft. Zwar produzierten Nigeria und der Iran nur jeweils zweieinhalb Millionen und der Irak dreieinhalb Millionen Barrel (159 Liter) im Jahr, bei einer weltweiten Jahresproduktion von 84 Millionen Barrel. "Da aber die freien Förderkapazitäten stark geschrumpft sind, kann man Ausfälle nur noch schlecht ausgleichen", so Matthies.

Insgesamt gehen Branchenbeobachter jedoch nicht davon aus, daß sich der Ölpreis auf dem derzeit hohen Niveau einpendelt, sondern rechnen mit einem Preis von 60 Dollar Ende 2006. Gestern verteuerte sich das Barrel in New York auf 67,73 Dollar, nachdem die amerikanische Regierung einen Militärschlag gegen den Iran nicht ausgeschlossen hatte.

Den Verbrauchern rät der ADAC unterdessen zu einer sparsamen Fahrweise: Beispielsweise erhöhe alles, was für Transportzwecke außenbords montiert wird, den Verbrauch erheblich. So trieben leere Fahrraddachträger die Spritrechnung um rund zehn Prozent nach oben - mit Fahrrädern erhöhe sich der Verbrauch um fast 40 Prozent. Leere Fahrradheckträger erhöhten den Spritverbrauch um rund 20 Prozent, mit Fahrrädern sogar um fast die Hälfte. Auch ein um 0,2 Prozent zu geringer Reifenluftdruck sorge bereits für einen Mehrverbrauch von rund einem Prozent.

Zudem würden neue Kraftstoffsorten wie "V-Power" (Shell) oder "Ultimate" (Aral) mit 100 Oktan entsprechend ADAC-Meßreihen keine Spareffekte bringen. Und ob man einen Super-Plus-Motor (98 Oktan) auch mit "Super" (95) oder einen Superbenziner mit Normalbenzin (91) betreiben kann, ergebe sich aus der Bedienungsanleitung des Autos. Der jeweils preisgünstigere Sprit könne allerdings geringe Leistungseinbußen und Mehrverbrauch zur Folge haben.