Ellerau/Hamburg. Der italienische Modekonzern Prada, seit 1999 Eigner der Jil Sander AG, schließt das Werk in Ellerau (Kreis Pinneberg). 124 Mitarbeiter in der Kleidungsproduktion der Jil Sander Womans Wear GmbH sind davon betroffen. Auch die 50 Mitarbeiter der Jil Sander GmbH in Ellerau aus den Bereichen Vertrieb, Produktionssteuerung, PR und Buchhaltung, dazu weitere 40 Arbeitsplätze in Hamburg sind betroffen. Insgesamt droht damit 214 Mitarbeitern der Verlust des Arbeitsplatzes. Zum Hintergrund: Jil-Sander-Chef Gian Giacomo Ferraris will die verbliebenen 20 Prozent der Fertigung, die noch in Deutschland angesiedelt sind, nach Italien verlegen. Der 6000 Mitarbeiter starke Konzern schreibt seit 2001 Verluste, von 2006 an sollen wieder operative Gewinne verbucht werden.

Bereits seit März streiten Betriebsrat und Unternehmensleitung des Modeunternehmens über die Abwicklung. Der Betriebsrat der Jil Sander AG wirft der Geschäftsleitung dabei mangelnde Verhandlungsbereitschaft vor. Die Mitarbeiter würden im Unklaren gelassen, weil es keinen Zeitplan gebe, so die Betriebsratsvorsitzende Inken Witeck-Rojas.

Während einer Betriebsversammlung am Freitag beschuldigte die Geschäftsleitung ihrerseits den Betriebsrat, die Verhandlungen mangels Kompromißbereitschaft zu verzögern. "Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden", sagte Arnim Möller von der Jil-Sander-Unternehmensleitung. Jetzt soll eine Einigungsstelle unter Vorsitz eines Arbeitsrichters über einen Interessensausgleich entscheiden. Zur Unternehmensgeschichte: 1989 begann Jil Sander, in Ellerau Designermode zu schneidern. Sie übernahm damals Teile der Fertigungshallen und das Personal des Textilunternehmers Arthur Erlhoff, der sein Bekleidungswerk 1949 gegründet hatte.

Nach der Übernahme des Sander-Imperiums durch den italienischen Prada-Konzern im Jahr 1999 kam es dann zu Streitigkeiten, so daß sich Jil Sander aus dem Unternehmen zurückzog. Im Mai 2003 kehrte sie zwar nochmals als Chefdesignerin zurück, ging aber im November 2004 wieder. (kn)