Umfrage: Jeder Dritte will weniger Auto fahren. Die Tankstellenshops verlieren Kunden.
Hamburg. Angesichts der rasant gestiegenen Benzinpreise wollen viele Deutsche den Wagen öfter stehen lassen und stattdessen zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Zudem hat sich ein großer Teil der Autofahrer vorgenommen, künftig spritsparender zu fahren. Nach einer polis-Umfrage will knapp ein Drittel der Befragten wegen der hohen Benzinkosten weniger Auto fahren. Ebenso viele wollen ihre Fahrweise so umstellen, dass sie weniger Benzin verbrauchen. Eine Option für etwa ein Drittel der Befragten ist, bei kurzen Strecken zu Fuß zu gehen (31 Prozent). Jeder vierte will künftig eher das Fahrrad benutzen. Einen häufigeren Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel erwägen derweil 13 Prozent. In der Umfrage waren Mehrfachnennungen möglich.
Allerdings kommt auch für fast jeden fünften Autofahrer (19 Prozent) eine Veränderung der bisherigen Fahrgewohnheiten nicht in Frage. Sie wollen oder müssen die höheren Benzinkosten in Kauf nehmen. Stattdessen soll aber an anderer Stelle gespart werden. Besonders bei Gaststättenbesuchen (35 Prozent), größeren Anschaffungen (33 Prozent), Urlaub (30 Prozent) und Bekleidung (29 Prozent) will diese Gruppe künftig kürzer treten, um die gestiegenen Kosten für Benzin auszugleichen. "Ich spare an nichts", sagten 30 Prozent. Immerhin 16 Prozent der Befragten betonten, sie seien von den Preiserhöhungen überhaupt nicht betroffen, weil sie nicht Auto fahren. Bei der repräsentativen Umfrage wurden zwischen dem 10. und 12. Mai von polis 1011 Personen befragt.
Wegen der hohen Benzinpreise wird auch in den Tankstellenshops weniger gekauft. "Es ist zu spüren, dass die Verbraucher extrem sparen", sagte Sigrid Pook vom Bundesverband Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche Deutschland (BTG). Um Benzin zu sparen, kämen die Kunden statt mit dem Auto oft zu Fuß oder mit dem Rad zum Brötchenholen. Doch nicht alle Tankstellen verzeichneten Umsatzeinbußen. "Die Billig-Tankstellen profitieren momentan."
"Wenn die Verbraucher den teuren Kraftstoff bezahlen müssen, geben sie das Geld natürlich nicht im Tankstellenshop aus", meinte Pook. Schokoriegel und Fruchtgummi blieben zunehmend in den Regalen liegen. In den vergangenen fünf Jahren hätten die Pächter mit ihren Tankstellenshops im Schnitt Umsatzzuwächse von 2,5 bis vier Prozent erzielt. Nur 2003 gab es einen Rückgang um 2,5 Prozent. Pook führte dies auch auf das Dosenpfand zurück.
Unterdessen erfreut sich Car-Sharing - mehrere Personen teilen sich ein Fahrzeug - bundesweit immer größerer Beliebtheit. 2003 stieg die Zahl der Teilnehmer am professionell organisierten Car-Sharing um 15 Prozent auf 68 500.