Absatz in Deutschland steigt sogar gegen den europäischen Trend. Kritik von Ökonomen.

Hamburg. Die staatlichen Verschrottungsprämien in den verschiedenen europäischen Ländern, die sogenannten Abwrackprämien, entfalten die von der Automobilbranche erhoffte Wirkung. Im ersten Quartal 2009 brach der Autoabsatz in Europa insgesamt zwar gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich ein. In einzelnen Ländern wie auch bei einzelnen Marken zeigen sich aber Erholungstendenzen, wie aus den gestern vorgelegten Zahlen des europäischen Herstellerverbandes ACEA hervorgeht.

Deutschland, der größte Absatzmarkt in Europa und das Zentrum der europäischen Autoindustrie, weist als einziges Land in der ACEA-Statistik für das erste Quartal steigende Verkäufe gegenüber dem ersten Quartal 2008 auf. In den ersten drei Monaten dieses Jahres stieg die Zahl der Neuzulassungen demnach um 18 Prozent, im März waren es sogar rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Europa insgesamt verzeichnet hingegen für das erste Quartal einen Rückgang bei den Neuzulassungen von rund 17 Prozent und im März immerhin noch ein Minus von neun Prozent. Damit steht Europa in der Neuwagenstatistik allerdings immer noch deutlich besser da als die USA und Japan, die größte und die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. In den USA brachen die Neuzulassungen im ersten Quartal um 38 Prozent gegen über dem Vorjahr ein, in Japan um 23 Prozent.

Bei Ökonomen und in der Politik sind die Abwrackprämien höchst umstritten, weil sie den Markt verzerren und unter anderem einen Teil jener Nachfrage nach Neuwagen vorwegnehmen, die erst für 2010 und später zu erwarten wäre. Die Automobilindustrie wertet die Sondersubventionen für die Branche, die in insgesamt neun europäischen Staaten gezahlt wird, hingegen als vollen Erfolg: Die staatlichen Konjunkturprogramme hätten jetzt "erste Wirkung gezeigt und der Pkw-Nachfrage wichtige Impulse verliehen", teilte der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) mit. In den kommenden Monaten sei damit zu rechnen, dass sich "diese stützenden Effekte weiter entfalten und dabei helfen, den Abwärtstrend auf den globalen Absatzmärkten zu dämpfen".

Bei den großen europäischen Marken verzeichnet für den März vor allem Fiat eine deutliche Absatzsteigerung in Europa, die Zahl der Neuzulassungen lag um rund 27 Prozent über der des Vorjahresmonats. Die Marke VW legte um 1,6 Prozent zu, die ebenfalls zum Volkswagen-Konzern gehörende Marke Skoda um rund elf Prozent. Massiv profitierten von den Abwrackprämien in Europa auch Dacia, die rumänische Billigmarke der Renault-Gruppe, sowie Hyundai aus Südkorea. Der ums Überleben kämpfende deutsche Hersteller Opel und dessen englische Schwestermarke Vauxhall wiederum - Töchter des US-Konzerns GM - verloren auch im März am europäischen Markt weiter deutlich gegenüber dem Vorjahr, und zwar um fast 20 Prozent.

Opels Marktanteil in Europa sank von rund neun auf unter acht Prozent, der des großen Rivalen Volkswagen stieg hingegen von knapp über neun auf mehr als zehn Prozent.

In Deutschland sind bis gestern nach Auskunft des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) rund 1,25 Millionen Anträge auf Abwrackprämien eingegangen. Die deutsche Subvention liegt im europäischen Vergleich mit 2500 Euro je Altauto (Mindestalter: neun Jahre) deutlich am höchsten. Sie soll noch bis spätestens zum Jahresende gezahlt werden. Das Amt teilte mit, dass die ersten Reservierungsbescheide für die Prämien nun verschickt würden. Derzeit gingen noch "einige Tausend" Anträge täglich beim Bafa ein, zu Beginn der Online-Abwicklung Anfang April seien es noch 10 000 bis 20 000 Anträge stündlich gewesen.

Großbritannien will laut Verkehrsminister Geoff Hoon von 2011 an gezielt den Kauf von Elektroautos fördern, mit staatlichen Prämien von bis zu 5000 Pfund je Fahrzeug, umgerechnet 5600 Euro. Es gebe hier "ein riesiges unerschlossenes Potenzial", sagte Hoon.