Millionen von Senseo-Kaffeeautomaten sollen von Sicherheitsrisiken betroffen sein - diese Nachricht ist nur das Tüpfelchen auf dem i der schlechten Lage des niederländischen Elektronikkonzerns: Die Wirtschaftsflaute hat auch die Medizintechnik voll erfasst. Was Sie jetzt mit Ihrer Senseo-Maschine tun sollten, erfahren Sie hier.

Amsterdam. Der Elektronikkonzern Philips ruft Millionen seiner auch in Deutschland populären Kaffeepad-Automaten "Senseo" wegen eines Sicherheitsmangels zurück. "Wir wollen verhindern, dass irgendjemand zu Schaden kommt - koste es, was es wolle", sagte Philips- Direktor Harry Hendriks am Dienstag in Amsterdam.

Rund 30 Millionen Euro hat Philips für die Rückrufaktion in seiner Quartalsbilanz veranschlagt. Die Gefahr für die Verbraucher sei jedoch "äußerst gering". Vom Rückruf betroffen seien einige Typen der Baujahre 2006 bis 2008, von denen in Deutschland rund eine Million verkauft wurden.

Nach Angaben des Unternehmens geht es bei den betroffenen "Senseo"-Typen, die aus industriell gefertigten Pads Kaffee, Cappuccino oder Latte Macchiato brühen, um ein "minimales" Sicherheitsproblem: Durch erhöhte Kalkablagerungen könne es im Falle eines plötzlichen Spannungsanstiegs zum Bersten des eingebauten Boilers und zum Überschwappen von heißem Wasser kommen. Fälle von Verletzungen seien bislang nicht bekanntgeworden.

Eine Philips-Sprecherin aus Hamburg sagte Abendblatt.de, "Senseo"-Besitzer könnten unter der eigens eingerichteten Seite www.reparatursenseo.de einsehen, ob Ihr Gerät betroffen ist. Ab morgen soll es möglich sein, sich zu registrieren und das Gerät zur Reparatur einzuschicken. Außerdem solle eine bundesweite Hotline eingerichtet und Entkalkungssets an alle registrierten Kunden verschickt werden.

Lage hat sich verdüstert

Auch sonst hat der Konzern wenig Positives zu vermelden: "Im ersten Quartal haben wir eine weitere signifikante Verschlechterung unserer Märkte gesehen", sagte Konzernchef Gerard Kleisterlee am Dienstag in Amsterdam.

Er erwarte keine merkliche Änderung der Lage im laufenden zweiten Quartal, fügte er hinzu. Die Nachfrage soll sich auf dem Niveau der ersten drei Monate bewegen.

Von Januar bis März war der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreszeitraum von 5,97 auf 5,08 Milliarden Euro gefallen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich von plus 187 auf minus 186 Millionen Euro. Belastend wirkte sich dabei nicht nur der laufende Stellenabbau aus, sondern auch niedrigere Zuflüsse aus dem inzwischen abgeschlossen Verkauf des Flachbildschirm- Gemeinschaftsunternehmens LG Display sowie eine Abschreibung auf den verbliebenen Anteil an der Halbleiter-Ausgründung NXP.

Sparprogramm wird auf 500 Millionen Euro erweitert

Unter dem Strich fiel ein Verlust von 57 Millionen Euro an - nach einem Gewinn 294 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Darum erweitert Kleisterlee das Sparprogramm von 400 auf 500 Millionen Euro. Besonders in der Lichttechnik werde es nun zu weiteren Einschnitten kommen, zusätzliche Mitarbeiter müssten aber nicht gehen, versprach Kleisterlee. Im Januar hatte er den Abbau von 6000 Stellen in diesem Jahr angekündigt.

Bereits Ende vergangenen Jahres war Philips tief in die roten Zahlen gerutscht. Durch die fortschreitende Wirtschaftskrise leidet nun die bislang stabile Medizintechnik unter steigendem Preisdruck, insbesondere ausgelöst durch Einsparungen im US-Gesundheitswesen.

Mit einem Drittel weniger Umsatz war es aber die Konsumelektronik, die am stärksten nachgab. Von Teilen des Geschäftsfeldes hat sich Kleisterlee bereits getrennt, etwa der Fertigung von Computermonitoren.