Hamburger Unternehmen brechen die Aufträge um 40 Prozent weg. Betriebsbedingte Kündigungen sind möglich - obwohl der Konzern für 2009 einen Gewinn erwartet.

Hamburg. Nach dem zweitbesten Jahr in der Unternehmensgeschichte muss der Hamburger Gabelstaplerhersteller Jungheinrich wegen der Finanzmarktkrise jetzt auf die Kostenbremse treten. Selbst betriebsbedingte Kündigungen will Vorstandschef Hans-Georg Frey in diesem Jahr nicht ausschließen, nachdem sich das Unternehmen bereits von 240 Leiharbeitern getrennt, weitere 80 Zeitarbeitsverträge nicht verlängert und Kurzarbeit für 2000 Beschäftigte eingeführt hat. Auch die rund 200 Führungskräfte des 10 784 Mitarbeiter umfassenden Konzerns müssen auf eine dreiprozentige Gehaltserhöhung verzichten.

"Es ist massiv, was da auf uns zukommt", sagte Frey am Mittwoch in Hamburg. Deshalb könnte es selbst in der Hamburger Firmenzentrale, in der 380 Mitarbeiter beschäftigt sind, zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. "Wir werden alles versuchen, diese zu vermeiden, aber ausschließen kann ich dies nicht."

Der Auftragseingang des drittgrößten Anbieters für sogenannte Flurförderzeuge brach in den letzten drei Monaten 2008 um 40 Prozent ein. Auch in diesen Jahr ist mit einem Minus von 31 Prozent in den ersten beiden Monaten keine Entspannung in Sicht, sodass Jungheinrich nun an einem Sparprogramm arbeitet. In dessen Verlauf wurde auch eine geplante neue Fabrik in Bayern vorerst auf Eis gelegt. Der Betriebsrat wollte sich noch nicht zu den Plänen äußern, da er nach eigenen Angaben noch nicht konkret informiert wurde.

Dennoch sieht sich Jungheinrich für die Krise gewappnet. Das Unternehmen sei solide finanziert und habe anders als Wettbewerber ein breites Geschäftsfeld. Neben neuen Staplern verkauft Jungheinrich auch gebrauchte Geräte und ist stark im Leasinggeschäft aktiv. "Zudem profitieren wir davon, dass wir fast in jedem Land mit unserem Direktvertrieb nah am Kunden sind", so Frey. "Wir werden weiter investieren und forschen und haben überzeugende Produkte sowie die richtige Fabrikstruktur. Wir werden aus dieser Krise gestärkt hervorgehen." In den vergangenen Krisenmonaten habe das Unternehmen sogar Marktanteile hinzugewonnen.

Für 2009 rechnen Frey und der neue Jungheinrich-Finanzvorstand Volker Hues mit einem Umsatz von 1,7 Milliarden Euro nach 2,145 Milliarden in 2008. Zum Ergebnis, das 2008 nach Steuern bei 77 Millionen Euro lag, wollte Frey keine Prognose wagen. "Aber wir peilen einen Gewinn an." Die Dividende wird bei den Stammaktien von 52 auf 49 Cent gekürzt und bei den Vorzügen von 58 auf 55 Cent.

Mit Kurzarbeit stemmt sich auch der Hamburger Wettbewerber Still (gehört zur Kion-Gruppe) gegen die Krise. Wie Still-Sprecher Michael Hauger sagte, arbeiten in Hamburg 1400 von 1900 Beschäftigte kurz und in Süddeutschland 450 von 500 Mitarbeiter.