Die Drohung, die YouTube am Dienstag aussprach, klang für Fans des Viedoportals erschreckend: Das Unternehmen wolle ab sofort Musikvideos der Label EMI, Sony Music, Universal und kleiner konzernunabhängiger Firmen für deutsche Nutzer sperren, hieß es.

Hamburg. Statt Musik sollte die Nachricht "Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar" erscheinen. Doch noch am Mittwochnachmittag ließen sich "Viva la Vida" von Coldplay genauso wie "Rehab" von Rihanna oder "Broken Strings" von Nelly Furtado und James Morrison abspielen. "Wir haben mit der Sperrung begonnen, das dauert zwei bis drei Tage", sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck. YouTube ist eine Tochter des Konzerns.

Hintergrund der Sperre ist ein Streit zwischen YouTube und der deutschen Verwertungsgesellschaft Gema. Die wahrt die Urheberrechte von Komponisten, Textautoren und Musikverlegern. Wenn eine CD verkauft oder Musik im Radio gespielt wird, fließen Gebühren an die Gema. Auch zwischen YouTube und der Gema gab es eine Vereinbarung über die Rechteverwertung, die am 31. März auslief, ohne dass eine Anschlussvereinbarung zwischen den Parteien gefunden werden konnte.

Bei dem Streit geht es zum einen um Geld. Zuletzt forderte die Gema von YouTube einen Cent pro Abruf eines Musikvideos. Laut YouTube war sogar von zwölf Cent die Rede. "Das können wir nicht zahlen", so Oberbeck. Selbst bei einer Gebühr von einem Cent sei der Videoabruf ein Verlustgeschäft für YouTube.

Der zweite Konfliktpunkt betrifft die Nutzungsdaten. Die Gema verlangt von YouTube einen Report, welche Videos wie oft im Monat abgerufen wurden. "Nur dann können wir das Geld fair an die Künstler verteilen", sagte Gema-Sprecherin Bettina Müller. YouTube wiederum will eine Aufstellung, welche Künstler von der Gema vertreten würden.

Leidtragende sind derzeit die Nutzer und die Künstler: "Wir bedauern diese Situation sehr", sagte der Sprecher von Sony Music in Deutschland, Sebastian Hornik. "YouTube ist für uns eine wichtige Plattform, auf der wir Inhalte und Künstler promoten."

Wie verhärtet die Fronten sind, ist schwer zu sagen. Immerhin signalisierte die Gema Verhandlungsbereitschaft: "Wir möchten den Konflikt nicht eskalieren lassen", sagte Müller. Auch Oberbeck zeigte sich gesprächsbereit: "Wir sind offen, möchten eine Lösung finden."