Der Schwarzgeldschmuggel aus Deutschland in die Schweiz blüht. Daran hat auch die angekündigte Lockerung des Schweizer Bankgeheimnisses und die Zusage von Amtshilfe bei Steuerhinterziehung nichts geändert.

Singen. "Inzwischen setzen wir Geldspürhunde ein, um den Schmuggel zu unterbinden", sagt Robert Helfrich, Pressesprecher beim Hauptzollamt Singen, auf Anfrage. "Die Tiere sind gleich ausgebildet wie Drogenspürhunde, nur dass sie eben auf den Geruch von Banknoten reagieren."

Der Fantasie bei der Verschiebung von unversteuertem Geld aus Deutschland auf Schweizer Bankkonten seien keine Grenzen gesetzt, berichtet Helfrich. "Neulich ging uns ein Schmuggler ins Netz, der aus seinem Fahrzeug die Airbags entfernte und die Hohlräume mit Banknoten vollstopfte." Als andere originelle Verstecke für Schwarzgeld entpuppten sich ausgehöhlte Spazierstöcke und Golfschläger oder Sandwich-Brote.

Die meisten Schwarzgeldschmuggler werden bei Stichproben-Kontrollen erwischt. Seit die Schweiz Mitglied der Schengen-Staaten ist, finden bei den Zollämtern keine automatischen Personenkontrollen mehr statt. Reisende aus Deutschland müssen Geldbeträge von mehr als 10.000 Euro unaufgefordert beim Zoll deklarieren. Das Hauptzollamt Singen liegt an der vielbefahrenen Strecke Stuttgart - Schaffhausen.

Mehrere Millionen Euro Schwarzgeld entdeckt "Der Geldschmuggel bewegt sich heute in der gleichen Größenordnung wie in den Jahren zuvor", sagt Helfrich. "Er nimmt eher noch zu." Die aktuellsten Zahlen des Hauptzollamtes Singen betreffen das Jahr 2007. Bei Stichproben wurden über zehn Millionen Euro als nicht angemeldete Barmittel festgestellt. Wegen Schwarzgeldschmuggels wurden insgesamt 900 Steuerstrafverfahren eingeleitet.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte der Schweiz kürzlich mit Peitsche und Kavallerie gedroht, wenn das Land sein Bankgeheimnis nicht lockere, und damit heftige Reaktionen ausgelöst. "Die Steuerfahndung, oder sozusagen die Steuer-Kavallerie, liegt bei den Finanzämtern", sagt die Pressesprecherin der Bundesfinanzdirektion Südwest in Neustadt, Gabi Steller. "Sie erhalten von den Zollämtern die Verdachtsmeldungen auf Steuerhinterziehung und führen dann die Strafverfahren durch."

Genaue Zahlen über Steuerhinterziehung in Form von Schwarzgeldschmuggel gebe es nicht. Schätzungsweise seien es aber jährlich etwa 1,5 Milliarden Euro, die auf diese Weise am deutschen Fiskus vorbei manövriert würden. So lange zwischen der Schweiz und Deutschland kein Abkommen über die Behandlung der Steuerhinterziehung bestehe, werde der Schwarzgeldschmuggel über die Grenze wahrscheinlich nicht nachlassen, meint Steller.