Die Aussichten für die Konjunktur verdüstern sich: Die Weltwirtschaft wird dem Internationalen Währungsfonds zufolge in diesem Jahr zum ersten Mal seit 60 Jahren schrumpfen. Auch Bundesfinanzminister Steinbrück und Ökonomen sind pessimistisch.

Hamburg. Nicht nur vom Internationalen Währungsfonds (IWF), auch aus Berlin hagelt es schlechte Nachrichten: Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) räumte ein, dass die Regierung ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr möglicherweise nochmals senken muss.

Der Internationale Währungsfonds rechnet für 2009 weltweit mit einem Minus zwischen 0,5 und einem Prozent. Für die Eurozone erwarten die Experten einen Einbruch um 3,2 Prozent, in den USA wird ein Minus von 2,6 Prozent erwartet.

Immerhin sieht der Währungsfonds aber Licht am Ende des Tunnels: 2010 soll es wieder aufwärtsgehen, dann erwarten die Experten ein globales Plus zwischen 1,5 und 2,5 Prozent. Der IWF schloss sich mit seiner neuen Prognose der Weltbank an, die bereits vorige Woche ein Schrumpfen der Weltwirtschaft in diesem Jahr vorausgesagt hatte, allerdings ohne konkrete Zahlen zu nennen.

"Wie tief es runter geht, kann ich nicht sagen"

Auch die Bundesregierung muss nach Worten von Finanzminister Steinbrück ihre ohnehin düstere Konjunkturprognose für dieses Jahr möglicherweise erneut herunterschrauben. Bisher geht sie davon aus, dass die Wirtschaftsleistung um zweieinviertel Prozent schrumpft.

Laut Steinbrück kann zwar noch nicht vorhergesagt werden, wie die Konjunkturprogramme wirken. "Es besteht allerdings die Möglichkeit, dass wir die 2,25 Prozent nicht halten können", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". "Wie tief es runter geht, kann ich derzeit nicht sagen."

Pessimistisch blicken auch Wirtschaftsexperten in die Zukunft. "Die Erholung wird langsamer sein und länger auf sich warten lassen", sagte der Konjunkturchef des Münchener ifo Instituts, Kai Carstensen, in Berlin. So werde 2009 "definitiv ein schlechtes Jahr", aber auch 2010 dürften die aktuellen Verluste nicht durch ein schnelles und heftiges Wachstum ausgeglichen werden.

Mini-Wachstum ab 2010

Ähnlich sieht dies auch der IWF, der für 2010 in der Eurozone lediglich ein hauchdünnes Plus von 0,1 Prozent und in den USA von 0,2 Prozent erwartet. "Das wird kein schneller Aufschwung, wie wir ihn nach anderen Wirtschaftskrisen beobachten konnten", sagte ein IWF-Ökonom. Die Erholung komme schrittweise.

Nach Ansicht von ifo-Präsident Hans-Werner Sinn wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um mehr als vier Prozent schrumpfen. Deutschland sei aber vorerst noch ein stabilisierendes Element der Weltkonjunktur. Auf dem Arbeitsmarkt zeige sich, dass die Krise in Deutschland erst mit einer Verzögerung von etwa eineinhalb Jahren im Vergleich zu den USA durchschlage.

Trotz der trüben Aussichten bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Deutschlands Widerstand gegen das EU-Konjunkturprogramm. "Wir werden auf der Zusage bestehen, dass nur solche Projekte gefördert werden, die in den Jahren 2009 und 2010 im Wesentlichen gestaltet werden", sagte Merkel am Rande eines Treffens konservativer EU-Spitzenpolitiker in Brüssel. "Das ist das wesentliche deutsche Anliegen." Die Staats- und Regierungschefs kamen am Donnerstag zusammen, um ein gemeinsames Vorgehen im Kampf gegen die Wirtschaftskrise abzustimmen.