Draußen stehen Panzerwagen und Sicherheitsleute, drinnen glitzern Uhren mit Millionenwerten in den Vitrinen - der Genfer Salon für Luxusuhren hat seine Türen geöffnet. Das exklusive Ambiente kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass auch die Reichen die Krise spüren.

Genf. Eine Messe mit weniger als 20 Ausstellern - und die wurden Hand verlesen eingeladen. So geht es auf dem Genfer Salon für Luxusuhren exklusiv zu. In diesem Jahr präsentiert sich die Halle 6 der Genfer Messe kaum sichtbar weniger luxuriös als früher.

Doch die Wirtschaftskrise hat erstmals die betuchte Kundschaft der erlesenen Uhrenhersteller erfasst. Fast überall gehen Umsätze zurück, Arbeitsplätze werden auch in der Hochpreis-Uhrenindustrie abgebaut und sogar Werke geschlossen. Dennoch gehen die meisten Aussteller in Genf von guten Abschlüssen bis Freitag aus.

Reinkommen ist das Problem, nicht nur für die einzeln ausgewählten Aussteller. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm, die Schmuckstücke wurden in Panzerwagen herangefahren, Millionenwerte werden herangekarrt, über unterirdische Gänge in die Halle geschleust.

Die Fachbesucher - zumeist Großhändler, Firmenvertreter und VIPs - müssen penible Kontrollen über sich ergehen lassen. Doch drinnen herrscht wie im vergangenen Jahr das Wohlleben. Zwischen all dem Glitzern fahren die besten Köche bis zu 5000 Gerichte täglich auf, und hinter den verschwenderischen Ausstellungsfassaden wird bereits emsig verhandelt.

"Die Stimmung im Handel ist wegen der Finanzkrise gemischt, doch die Zuversicht überwiegt wohl", meint Arnd Einhorn vom sächsischen Traditionsunternehmen A. Lange und Söhne aus Glashütte.

Das Unternehmen, das heute zum Genfer Luxusgüterkonzern Richemont gehört, ist einer der Spitzenhersteller, der seine rein mechanischen Uhren für Beträge zwischen 12.500 und 400.000 Euro anbietet. Nur 5000 Uhren stellen die gerade 500 Mitarbeiter her.

"Unsere Marke ist sehr solide aufgestellt, so dass wir uns kaum Sorgen machen müssen", meint Einhorn. Natürlich berichten die Händler, dass in den Verkaufsräumen weniger Publikumsverkehr herrscht. So fehlen etwa die Käufer aus dem Nahen Osten.

Der Richemont-Konzern hingegen, der mit elf Luxusmarken in Genf vertreten ist, hat gerade im letzten Quartal sieben Prozent Umsatz eingebüßt und damit deutlich mehr als erwartet. Das Unternehmen spricht von den schwierigsten Marktbedingungen, mit welchen es seit seiner Gründung vor 20 Jahren konfrontiert gewesen sei.

Aber im exklusiven Club spielt sich das natürlich alles auf hohem Niveau ab. Somit dürften sich auch die Sorgenfalten bei den Besprechungen in Grenzen halten. Von den Sorgen kleinerer Uhren-Hersteller oder gar Zulieferer dringt nicht viel in die mit schwerer Auslegeware gedämpfte Messehalle.

Da ging etwa die Genfer Uhrenmanufaktur Montres Villemont in Konkurs. Das erst vor zwei Jahren gegründete Unternehmen mit 14 Angestellten brach wegen einer Welle von Bestellannullierungen aus Asien und Osteuropa zusammen. Immerhin wurden rund 230 Uhren im Jahr zum Stückpreis von über 20.000 Euro angeboten.

Die Umsätze der gesamten Schweizer Uhrenindustrie sank auf das Niveau von vor drei Jahren. Swatch, vor Richemont der größte Uhrenhersteller der Welt, musste in diesen Tagen gerade an der Börse viele Federn lassen. Derzeit können die Großen im Luxusuhrensalon dies noch von oben herab betrachten. Doch die Finanzkrise ist noch lange nicht zu Ende.