Und wieder einmal hat das US-Softwareunternehmen Ärger mit Brüssel. Der Marktführer soll Wettbewerb verhindern. Und die Konkurrenz ist erbost. 1,7 Milliarden Euro Strafe musste Microsoft bereits zahlen.

Die EU-Wettbewerbshüter lassen bei Microsoft nicht locker: Sie drohen dem weltgrößten Softwarekonzern erneut mit einem hohen Bußgeld. Diesmal geht es um den Webbrowser Internet Explorer.

Die EU-Kommission prangert an, dass Microsoft die Software an das Betriebssystem Windows koppelt. Damit werde der Wettbewerb erschwert und die Auswahlmöglichkeiten der Kunden verringert. Microsoft hat nun acht Wochen Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren.

Brüssel hatte Microsoft in anderen Fällen bereits mit hohen Strafen belegt, die sich bisher auf knapp 1,7 Milliarden Euro summieren. Der norwegische Konkurrent Opera hatte sich wegen des Internet Explorers in Brüssel beschwert.

Weltweit laufen etwa neun von zehn Computern mit Microsofts Betriebssystem Windows. Der Internet Explorer kommt nach verschiedenen Schätzungen auf Marktanteile zwischen knapp 50 und 75 Prozent.

Opera hat schätzungsweise weniger als ein Prozent Marktanteil. Der Internet Explorer wurde Mitte der 90er Jahre bei Windows integriert. Das half Microsoft damals, den Pionier Netscape Navigator aus dem Feld zu schlagen.

Browser sind notwendig, um im Internet zu navigieren. Mit der zunehmenden Bedeutung des Datennetzes gibt es in dem Bereich auch immer mehr Wettbewerber. Stark verbreitet ist vor allem der Open- Source-Browser Firefox, dessen Marktanteil auf knapp 20 bis 45 Prozent geschätzt wird.

Wie die EU-Kommission mitteilte, erhielt Microsoft einen Beschwerdebrief mit den Vorwürfen. "Wir wollen unser Geschäft so führen, dass es europäisches Recht einhält", teilte der Konzern mit. Die Vorwürfe der Kommission würden nun genau geprüft.

Microsoft habe das Recht auf eine mündliche Anhörung in Brüssel, teilte die Behörde mit. Falls die Kommission ihre Vorwürfe beweisen kann, droht in dem neuen Missbrauchsverfahren ein Bußgeld von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes.

Üblicherweise wird dieser Rahmen jedoch nicht ausgeschöpft. Im Geschäftsjahr 2007/2008 (30. Juni) hatte der Konzern einen Umsatz von 60,4 Milliarden Dollar erzielt.

In einem früheren Fall hatte die Kommission bereits die Koppelung der Multimedia-Software Windows Media Player mit dem Windows- Betriebssystem angegriffen.

Die seit mehr als zehn Jahren andauernde Auseinandersetzung mit Microsoft ist in Brüssel der mit Abstand spektakulärste und wichtigste Wettbewerbsfall. Kein Unternehmen wurde bisher so hart an die Kandare genommen und musste soviel in die EU-Kasse zahlen wie der US-Gigant.

Die Wettbewerbshüter in Brüssel hatten erst im Februar vergangenen Jahres ein Rekordbußgeld von 899 Millionen Euro gegen den Konzern verhängt, da er seine Konkurrenten behindert und jahrelang zu hohe Lizenzgebühren für technische Informationen verlangt habe.

In Oslo meinte Opera-Chef Jon von Tezchner zu dem neuen Brüsseler Vorgehen gegen Microsoft: "Die Stellungnahme der Kommission zeigt, dass sie ernst damit machen will, Microsoft zur Öffnung von Windows für echte Konkurrenz bei Internet-Browsern zu bringen." "Im Namen aller Internet-Anwender" empfehle Opera, nun auch die nächsten Schritte zu gehen, um den Wettbewerb zu ermöglichen, den Microsoft seit mehr als ein Jahrzehnt "abgewürgt" habe.

Auch der Branchenverband ECIS, dem neben Opera Microsoft- Konkurrenten wie RealNetworks oder Sun Microsystems angehören, begrüßte das Vorgehen der Kommission. Die Koppelung der Produkte beeinträchtige den Wettbewerb.