Die norddeutsche Wirtschaft ist voll von der weltweiten Finanzmarktkrise erfasst worden.

Laut einer Umfrage des Unternehmensverbandes Nord (UVNord) gaben 58 Prozent der befragten 236 Firmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein an, dass sie ihre gegenwärtige Lage schlechter einschätzen als im Vorjahr. 60 Prozent erwarten sogar keine Verbesserung der Lage in diesem Jahr. Dies gelte auch für den Auftragseingang im ersten Quartal 2009. Nur 17 Prozent der Firmen hatten zwischen Januar und Ende März mehr Aufträge in die Bücher bekommen als im Vorjahresquartal.

Dies wirkt sich auch auf die Beschäftigungslage aus. Zwar wollen laut UVNord 58 Prozent der Firmen ihre Mitarbeiter halten und Flauten mit Kurzarbeit abfedern. 30 Prozent der Unternehmen wollen jedoch insgesamt 1965 Stellen abbauen, während zwölf Prozent 350 Arbeitsplätze schaffen wollen. "Im Saldo fallen 1615 Stellen weg. Das kann in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Situation als positiv gewertet werden", sagte Uli Wachholtz, Vizepräsident des UVNord. Der Verband vertritt insgesamt 59 Mitgliedsverbände mit mehr als 27 000 Unternehmen und mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätzen.

Interessant bei der diesjährigen Konjunkturumfrage ist laut Wachholtz, dass die Stimmung in Hamburg etwas schlechter ist als in Schleswig-Holstein. In der Hansestadt gaben 61 Prozent der Befragten an, dass sich ihre Lage verschlechtert habe, in Schleswig-Holstein waren es lediglich 57 Prozent. Besonders die Elektro- und Metallindustrie leide unter der Krise.

Auch die Handelskammer Hamburg betrachtet die Wirtschaftsentwicklung mit Sorge. Ein ähnlich niedriges Niveau des Geschäftsklimas wie im ersten Quartal 2009 wurde in der hanseatischen Wirtschaft zuletzt vor 26 Jahren im zweiten Quartal 1983 erreicht, teilte die Kammer gestern mit. Bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage 2009 überwogen die negativen Stimmen deutlich, zum Jahreswechsel 2008/2009 hatten die Firmen die Lage noch als stabil eingestuft. Knapp ein Drittel der Befragten in Hamburg will Stellen streichen, Anfang des Jahres plante dies erst knapp ein Viertel. Nur sieben Prozent wollen Arbeitskräfte einstellen.

Die weitere Entwicklung wird sich nach Einschätzung von 41 Prozent der Firmen in den nächsten zwölf Monaten erneut verschlechtern, in der vorherigen Umfrage erwarteten dies noch etwas mehr als die Hälfte. Eine bessere Geschäftslage erwarten elf Prozent. Aktuell stuften 36,3 Prozent der Firmen ihre Geschäftslage als "schlecht" ein. Der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz, wertete dieses Ergebnis als "leise Hoffnung", dass es nicht noch schlimmer wird.

Auch Wachholtz hofft, dass sich die Lage 2010 wieder bessert. Der schleswig-holsteinische Verleger soll Nachfolger von UV-Nord-Präsident Hans H. Driftmann werden, der neuer Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) ist. Driftmann will dem UV-Nord als Vizepräsident verbunden bleiben.