Die Gläubiger des insolventen Bankhauses Lehman Brothers haben deutlich höhere Ansprüche angemeldet als ursprünglich einkalkuliert: Die Gesamtforderungen belaufen sich auf 38,2 Milliarden Euro, das Insolvenzverfahren kann Jahre dauern. Besitzer von wertlos gewordenen Zertifikaten werden leer ausgehen.

Frankfurt. Die Pleite hat ungeahnte Ausmaße: Insolvenzverwalter Michael Frege bezifferte am Dienstag auf der ersten Gläubigerversammlung für die deutsche Tochter der zusammengebrochenen US-Investmentbank die Gesamtforderungen auf 38,2 Milliarden Euro.

Fast die Hälfte davon geht allerdings auf Lehman-Gesellschaften zurück. Ob deren Ansprüche wirtschaftlich und rechtlich angemessen seien, müsse der Insolvenzverwalter noch prüfen, teilte die Bank mit. Die Finanzaufsicht BaFin hatte das Institut Mitte September geschlossen und damals von Verbindlichkeiten gegenüber institutionellen Kunden von lediglich 14,3 Milliarden Euro gesprochen.

Laut Frege haben 457 Gläubiger Forderungen angemeldet. Der Insolvenzverwalter rechnet damit, dass mehr als zehn Prozent aus der Insolvenzmasse bedient werden können. Die genaue Höhe sei aber noch offen, da der Wert zahlreicher Papiere im Lehman-Bestand noch nicht abzuschätzen sei. Deren Verwertung und damit das Insolvenzverfahren wird Finanzkreisen zufolge voraussichtlich mehrere Jahre dauern. Die Bank selbst gab hierzu keine Prognosen ab.

Schlechte Aussichten für Privatkunden

Der Einlagensicherungsfonds der Privatbanken in Deutschland dürfte einer der größten Lehman-Gläubiger sein. Die Sicherungseinrichtung hat nach Verbandsangaben bereits einen Großteil der Anleger des Instituts entschädigt. Insgesamt wird in Finanzkreisen mit einer Summe von 6,5 Milliarden Euro gerechnet, die der Fonds vor allem mit Hilfe staatlich garantierter Anleihen aufbringen will.

Entschädigt werden insbesondere institutionelle Investoren. Leer gehen dagegen Inhaber von Lehman-Zertifikaten aus, die als vermeintlich sichere Anlage auch an viele deutsche Privatkunden verkauft worden war. Einige können aber darauf hoffen, dass Banken aus Kulanzgründen Geld zurückzahlen.

So hat die Hamburger Sparkasse nach eigenen Angaben bereits 1000 Kunden entschädigt. Ähnlich verhalten sich auch einige Volks- und Raiffeisenbanken, wie eine Sprecherin des Bundesverbands BVR bestätigte.