Der krisengeschüttelte Halbleiterkonzern Infineon weitet die Kurzarbeit auf alle deutschen Standorte aus. Insgesamt sollen 9000 Mitarbeiter kürzer...

München. Der krisengeschüttelte Halbleiterkonzern Infineon weitet die Kurzarbeit auf alle deutschen Standorte aus. Insgesamt sollen 9000 Mitarbeiter kürzer arbeiten, teilte der Konzern gestern mit. Die Arbeitszeit werde für sechs Monate um 20 Prozent reduziert. Der Umfang der Kurzarbeit könne aber bis zu hundert Prozent betragen, hieß es.

Für 4000 Mitarbeiter in München und angeschlossenen kleineren Standorten soll ab 1. April Kurzarbeit gelten. 5000 Beschäftigte arbeiten bereits weniger. Betroffen seien neben den Münchner Standorten Campeon und Perlach auch Augsburg, Erlangen, Großostheim, Hannover, Nürnberg und Ulm. Dort soll die Produktion in Teilen oder ganz ruhen. Damit sind alle deutschen Standorte und ein Großteil der etwa 10 000 Beschäftigten im Inland von Kurzarbeit betroffen.

Im Februar hatte Infineon-Chef Peter Bauer angekündigt, dass auch Hunderte Mitarbeiter der Chefetage zwei bis drei Tage unbezahlten Sonderurlaub im Monat nehmen sollen.

Grund für die Kürzungen ist die wegen der Wirtschaftskrise drastisch gesunkene Nachfrage nach Halbleitern unter anderem aus der Automobil- und Handyindustrie. Außerdem leidet Infineon unter der desolaten Lage bei der insolventen Speicherchiptochter Qimonda. Das Unternehmen hat vor einigen Wochen in München den Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Jetzt gibt es Gespräche mit möglichen Investoren, wie ein Sprecher gestern sagte. Das Unternehmen hoffe weiter auf eine Rettung. Allerdings wird die Zeit zunehmend knapp. Bis Ende März muss Insolvenzverwalter Michael Jaffe einen Retter finden, andernfalls gehen bei dem Speicherchiphersteller die Lichter aus. Auf die Politik braucht Qimonda kaum mehr zu setzen. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer signalisierte, das Unternehmen mit seinen rund 12 000 Mitarbeitern brauche sich wegen unbelastbarer Planungen keine Hoffnungen auf eine überlebenssichernde Finanzspritze des Freistaats zu machen.

Auch wegen Qimonda ist bei Infineon im vergangenen Geschäftsjahr ein Verlust von rund 3,1 Milliarden Euro angefallen. Das Unternehmen versucht derzeit fieberhaft, die Kosten zu senken. Der Abbau von 3000 der ehemals 30 000 Stellen im Konzern läuft bereits. Weitere Streichungen hatte Konzernchef Bauer zuletzt nicht ausgeschlossen. Außerdem war das Unternehmen nach Abschluss der Tarifverhandlungen mit der IG Metall Mitte November aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten, weil es die vereinbarten Lohnerhöhungen nicht mittragen wollte. Vergangene Woche folgte dann auch der Rausschmiss aus dem wichtigsten Börsenindex DAX.