Die Aufklärung der Datenaffäre bei der Deutschen Bahn wird der Politik nicht gerade leicht gemacht. Im Gegenteil: Der Aufsichtsratsvorsitzende des...

Berlin. Die Aufklärung der Datenaffäre bei der Deutschen Bahn wird der Politik nicht gerade leicht gemacht. Im Gegenteil: Der Aufsichtsratsvorsitzende des Staatskonzerns, Werner Müller, bat die Abgeordneten im Bundesverkehrsausschuss, dass Bahnchef Hartmut Mehdorn sowie weitere Führungskräfte nicht wie geplant am nächsten Mittwoch bei der Sitzung erscheinen sollten. Die vom Aufsichtsrat eingeschalteten Wirtschaftsprüfer und Anwälte hätten empfohlen, dass Bahnvertreter "von weiteren Äußerungen in der Öffentlichkeit bis zum Abschluss der laufenden Untersuchungen absehen sollten", heißt es in dem Schreiben von Müller, das dem Abendblatt vorliegt. Mit diesem Vorgehen komme er einer einmütig geäußerten Bitte des Aufsichtsrats nach.

Der Ausschussvorsitzende Klaus Lippold (CDU) hatte Mehdorn für die nächste Sitzung eingeladen, bei der der umstrittene Massenabgleich von Mitarbeiterdaten auf der Tagesordnung steht. Verkehrspolitiker reagierten mit harscher Kritik.

Die FDP-Experten Horst Friedrich und Patrick Döring sprachen am Freitag von einer Brüskierung des Ausschusses, der bekanntlich nicht-öffentlich tage. "Wir verlangen, dass die geladenen Herren erscheinen und Rede und Antwort stehen." Schließlich habe nicht der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn, sondern der Verkehrsausschuss den Stein bei der Affäre ins Rollen gebracht und das Thema bereits im Juni 2008 aufgegriffen. Wenn die Befragungen im Verkehrsausschuss nicht stattgefunden hätten, würde der Aufsichtsrat immer noch schlafen und die Mitarbeiter wüssten immer noch nichts von den Massenüberprüfungen. Der Vize-Ausschussvorsitzende Peter Hettlich (Grüne) sagte, er sei enttäuscht, dass Mehdorn kneife. Die Bahn äußerte sich nicht. Neben Mehdorn hatte der Ausschuss den Leiter der Konzernrevision, Josef Bähr, den Chef der Konzernsicherheit, Jens Puls, und den Antikorruptionsbeauftragten der Bahn, Wolfgang Schaupensteiner, geladen. Bähr sollte eigentlich schon am 11. Februar zum systematischen Abgleich zehntausender Mitarbeiter mit Lieferantendaten befragt werden. Er war damals aber kurzfristig beurlaubt worden. Bähr leitete die Revision seit 2001 und ist in dieser Funktion direkt Mehdorn unterstellt.