Mit dem befürchteten Untergang der schwedischen Schwestermarke Saab verliert der deutsche Autobauer Opel einen wichtigen Kooperationspartner. Ohne schnelle Finanzspritzen droht beiden Herstellern der Untergang - 30.000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.

Rüsselsheim/Stockholm. Während beim traditionsreichen Rüsselsheimer Hersteller Opel das Finanzloch noch größer ausfällt als befürchtet, erhielt Saab am Freitag in Schweden Gläubigerschutz. Bei den beiden europäischen General-Motors-Töchtern bangen zusammen 30.000 Menschen um ihren Arbeitsplatz.

"Opel hat erklärt, dass die Liquidität im März knapp wird und die Lage dramatisch ist. Es droht die Überschuldung", sagte ein Insider. Der Kapitalbedarf türmt sich nach Angaben aus Regierungs- und Unternehmenskreisen auf 2,6 Milliarden Euro. Eine weitere Person mit direkten Kenntnissen der Situation bezifferte den Bedarf auf 3,3 Milliarden Euro.

"Das heißt nicht automatisch, dass wir eine Bürgschaft über 3,3 Milliarden Euro benötigen", betonte die Person. Zu den 2,6 Milliarden benötigten Bürgschaften kämen 700 Millionen Euro - über Einsparungen in dieser Höhe verhandelt Opel derzeit mit seinen Arbeitnehmern. Opel selbst bestätigte erstmals, mehr als 1,8 Milliarden Euro Staatshilfe zu benötigen.

Regierungskreisen zufolge will sich Opel zudem Zugriff auf 1,6 Milliarden an Krediten von der Europäischen Investitionsbank (EIB) für Forschung und Entwicklung verschaffen. Opel hatte im November einen Garantierahmen bei der Bundesregierung beantragt, um bei einer GM-Insolvenz GM nicht mitgerissen zu werden.

Saab-Insolvenz ist ein Schlag für Opel

Der drohende Untergang der schwedischen GM-Tochter Saab ist ein schwerer Schlag für Opel - ein wichtiger Kooperationspartner könnte wegfallen. "Das, was bei Saab passiert ist, wirft zusätzliche dunkle Schatten auf Opel", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

General Motors hat in den vergangenen Jahren die Verflechtung seiner europäischen Töchter energisch vorangetrieben: Die Deutschland-Zentrale von Saab residiert am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim, viele Opel-Händler bieten Saab-Fahrzeuge an. Um den Verlustbringer Saab profitabel zu machen, entwickelten Opel-Ingenieure in den vergangenen Jahren eine einheitliche Plattform für den Opel Insignia und die Saabmodelle 9-3 und 9-5.

Ursprünglich war geplant, im Sommer 2009 in Rüsselsheim mit der Produktion des Saab-Topmodells 9-5 zu beginnen. Dies hätte dem Opel-Stammwerk eine zusätzliche Auslastung von bis zu 20.000 Fahrzeugen im Jahr bringen können. Nach der am Freitag veröffentlichten Ankündigung von Saab, die gesamte Produktion wieder in Schweden zu konzentrieren, bleibt abzuwarten, ob es dazu kommen wird.