Eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts setzt einem Mythos ein Ende: Die Verlagerung von Betrieben ins Ausland zahlt sich für die deutsche Industrie kaum aus. Die Produktivität der ausgelagerten Unternehmensteile ist laut der Statistik gesunken.
Berlin. Größere Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten erzielten zwischen 2003 und 2007 im Ausland "durchweg eine niedrigere Produktivität" als zuhause, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler.
Größere Firmen, die mit Teilen ihrer Produktion ins Ausland gegangen seien, hätten dort 2007 nur 93 Prozent des deutschen Produktivitätsniveaus erzielt. "Aus unserer Sicht ist das ein überraschendes Ergebnis", sagte Egeler.
Die meisten Unternehmen wollten mit diesem Schritt zumeist Kosten sparen. Es gebe aber auch andere strategische Ziele. Erfahrungsgemäß wollen Konzerne in wichtigen Auslandsmärkten Präsenz zeigen oder durch lokale Produktion hohe Importzölle vermeiden.
Erstmals untersuchten die Statistiker, wie stark ausländische Konzerne in der deutschen Industrie aktiv sind. Bei den Firmen waren 2006 rund 1,9 Millionen Menschen beschäftigt - das waren neun Prozent der Arbeitsplätze in der Industrie. Die Unternehmen mit ausländischen Eigentümern erbrachten insgesamt ein Fünftel der industriellen Leistung. Vergleichszahlen aus früheren Jahren legte das Amt nicht vor.
Besonders stark vertreten sind Konzerne aus den USA und der EU in den Branchen Tabak, Mineralölverarbeitung und im Fahrzeugbau. Insgesamt investierten ausländische Unternehmen im Jahr 2006 etwa 21 Milliarden Euro in Deutschland.