Und täglich grüßt das Murmeltier. Die Münchner Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) benötigt neue Garantien des Finanzmarktrettungsfonds Soffin über...

München. Und täglich grüßt das Murmeltier. Die Münchner Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) benötigt neue Garantien des Finanzmarktrettungsfonds Soffin über zehn Milliarden Euro, teilte der am Tropf des Staats hängende Immobilienfinanzierer mit.

Dass es sich nicht um die bloße Wiederholung einer alten Meldung handelt, sieht man am gewachsenen Umfang der bisher von Bund und anderen Banken erbrachten Rettungssumme. Die ist auf 102 Milliarden Euro gestiegen.

Zugleich beweist die ungebremste Geldvernichtung, dass die HRE mit den bisherigen Instrumenten nicht zu retten ist. Denn eine weitere "Kapitalunterstützung" bleibe notwendig, teilt die HRE lapidar mit. Der neue Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) drängt deshalb auf eine rasche Grundsatzentscheidung, um die HRE nicht zum Fass ohne Boden werden zu lassen.

Eine Weichenstellung soll ein Gespräch des Soffin am heutigen Donnerstag mit HRE-Großaktionär Christopher Flowers bringen. "Er folgt einer ersten Einladung des Bundes", bestätigte eine Sprecherin in München den Termin. Der soll Flowers' Bereitschaft ausloten, seinen 25-prozentigen HRE-Anteil freiwillig an den Bund abzutreten, um so eine drohende Enteignung zu verhindern.

Nicht nur Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) ist der Überzeugung, dass die ausufernde Talfahrt der HRE nur noch als Staatsbank gebremst werden kann. Andererseits gewinnen im politischen Berlin die Kräfte, die gegen eine Enteignung des HRE-Großaktionärs sind, derzeit die Oberhand, was eine Verhandlungslösung wieder wahrscheinlicher macht. Flowers und Mitinvestoren haben Mitte 2008 ein Viertel der HRE-Aktien zum Stückpreis von 22,50 Euro gekauft, was sich auf 1,1 Milliarden Euro summiert.

An der Börse wird das Papier derzeit mit noch rund 1,30 Euro gehandelt, also weit weniger als einem Zehntel des Einstiegskurses. Der US-Finanzinvestor will seine Verluste begrenzen und den Bund deshalb zu einer über dem Börsenkurs liegenden Abfindung bringen. Dem Vernehmen nach fordert er zehn Euro je Anteilsschein.

Eine Flowers-Sprecherin widerspricht. Es habe noch keine Verhandlungen über eventuelle Preise gegeben. Was Flowers wirklich will, dürfte heute beim Soffin auf den Tisch kommen. Der Bund steht bislang auf dem Standpunkt, dass mehr als der aktuelle Börsenkurs nicht drin ist, zögert aber andererseits auch mit einer Enteignung, um nicht einen ordnungspolitischen Präzedenzfall zu schaffen und künftige Investoren vom Finanzplatz Deutschland abzuschrecken. Insider rechnen deshalb mit einem finanziellen Kompromiss. "Flowers wird nicht zehn Euro bekommen, aber mehr als 1,30 Euro", schätzt einer von ihnen.

Als Staatsbank würde die HRE anders als jetzt wieder Vertrauen genießen, und sie könnte sich ohne ständige Finanzspritzen des Staats auf den Märkten refinanzieren, ist das Kalkül, das hinter einer Verstaatlichung der Bank steht.

Die Zeit drängt auch, weil das von der HRE maßgeblich betriebene Pfandbriefgeschäft in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Rating-Agenturen würden für eigentlich als ausfallsicher geltende Pfandbriefe eine immer höhere Überdeckung fordern, sagen Banker.

Das Misstrauen gegenüber der HRE greift also auf die Pfandbriefe über, dem einzigen Finanzprodukt, bei dem Deutschland im globalen Maßstab eine führende Rolle spielt. Die Frage der HRE werde in den nächsten Tagen intensiv besprochen und in Kürze entschieden, versprach Guttenberg angesichts der Bedeutung des Themas.

Gerettet werden dürfte dennoch weniger als die Hälfte der heutigen Bank. Große Teile des Geschäfts abseits der Pfandbriefaktivitäten werden eingestellt. Beschlossen ist auch schon mehr als eine Halbierung des noch knapp 2000 Frauen und Männer umfassenden Personals.