Noch gibt es Probleme mit der hochauflösenden Darstellung. Doch schon 2010 soll sich das ändern.

Hamburg. "Papa, schau mal, ist der groß!" Staunend steht ein blonder Junge vor einem riesigen Fernseher bei Media Markt. "Der ist ja größer als ich", sagt er und blickt die Plasmawand hoch. Der Kleine hat Recht. Das Gerät, das er bewundert, ist 1,42 Meter hoch, 2,42 Meter breit und damit nach Angaben des Herstellers Panasonic der derzeit größte Plasmafernseher im Handel. Die Größe hat aber ihren Preis. Über 70 000 Euro soll das Gerät kosten.

Die Japaner haben sich auf großformatige Plasmafernseher spezialisiert. Vor wenigen Tagen verkündete das Unternehmen einen neuen Rekord, das 150-Zoll-Gerät. Der Prototyp ist mit einer Breite von 3,35 Metern und einer Höhe von 1,87 Metern noch größer - aber nicht im Handel erhältlich. "Die Dimensionen sind nichts für den Massenmarkt", sagt Armando Romagnolo, Marketingleiter des Konzerns. "Wir wollten zeigen, was mit der heutigen Technologie machbar ist."

Mit diesen Fernsehern liegt das Unternehmen im Trend. Die Nachfrage nach großen Bildschirmen steigt. "Die größeren Bilder machen den Kunden einfach Spaß", so Martin Beckmann, Sprecher von Sharp. Und Loewe-Sprecher Roland Raithel sagt: "In Zukunft wird es unsere Aufgabe sein, das Interesse an immer größeren Bildschirmen zu befriedigen und dazu die entsprechende Bildqualität zu liefern."

Für diesen TV-Trend sind die Deutschen auch bereit, Geld auszugeben. Nach Angaben der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) hat der Durchschnittspreis aller verkauften TV-Geräte 2008 mit 789 Euro einen neuen Höchststand erreicht. Im Jahr 2000 sei der Durchschnittspreis noch um 300 Euro niedriger gewesen. Grund sind neben dem Wandel von der klassischen Bildröhre zum Flachbildfernseher die immer größeren Geräte. "Mehr als 40 Prozent des TV-Umsatzes werden schon mit Bildschirmdiagonalen erzielt, die im Röhrenzeitalter nicht möglich waren", so gfu-Chef Rainer Hecker.

Der Branchenverband rechnet nach ersten Erhebungen für das Jahr 2008 mit mehr als sechs Millionen verkauften Flachbildfernsehern. Beim Umsatz mit Fernsehgeräten entfielen im vergangenen Jahr in Deutschland bereits über 95 Prozent auf die flachen Bildschirmtechnologien.

Peter Wippermann, Gründer des Trendbüros Hamburg, sieht hinter dem Interesse an großen Flachbildfernsehern auch ein psychologisches Phänomen. "Die Menschen wollen das Gefühl haben, dass sie den Anschluss nicht verlieren, sie zu den Trendsettern gehören", sagt er dem Abendblatt. Mit dem Wunsch nach erstklassigen Bildern habe das oft nicht viel zu tun. "Bei diesem Trend wird den Menschen das Gerät wichtiger als das Programm." Er ist überzeugt: "Der Körper Fernseher verschwindet, an seine Stelle tritt ein schickes Gerät, das an der Wand hängt."

Das Interesse an den modernen Geräten kann künftig bei technisch interessierten Nutzern oder Cineasten sogar zur Anschaffung eines Zweitfernsehers führen, darauf hofft zumindest Philips und hat jetzt ein entsprechendes Gerät vorgestellt, den Cinema 21:9. Er ist nach Angaben des Konzerns der erste Fernseher der neuen Generation, der Kinofilme bildschirmfüllend darstellen kann, ohne Balken am Bildrand. Noch ist der 21:9 ein Prototyp, bald soll die Produktion anlaufen. "Der 21:9 ist auch ein Beispiel dafür, wie Fernsehen künftig aussehen kann", so Firmensprecher Georg Wilde. Das Gerät soll rund 5000 Euro kosten.

Eine immer größere Rolle spielt bei Herstellern und Kunden auch die Bildqualität. Von den rund 15 Millionen Plasmafernsehern in deutschen Haushalten, sind nach Angaben der gfu über elf Millionen für die Darstellung des hochauflösenden Fernsehens HDTV geeignet. Dabei ist Deutschland beim hochauflösenden Fernsehen noch immer Entwicklungsland. Im Gegensatz zur Bundesrepublik ist in vielen Ländern "High Definition Television" (HDTV) längst Standard.

Hierzulande senden nur Premiere, Arte und der kaum bekannte Sender Anixe von der breiten Öffentlichkeit eher unbemerkt hochauflösend. ZDF und ARD wollen erst 2010 zu den Olympischen Winterspielen den Regelbetrieb aufnehmen. In diesem Jahr gibt es nur einige Tests, mehr nicht. Auch die privaten Sender wollen erst 2010 mit HDTV starten. "Wir sind in Gesprächen mit den öffentlich rechtlichen Sendeanstalten, damit sie ihre Pläne vielleicht noch einmal beschleunigen", so gfu-Sprecher Roland M. Stehle.

Aus diesem Grund setzen die Hersteller derzeit auf die neue Blue-ray-Technologie, den Nachfolger der DVD. Denn hier können Filme bereits hochauflösend geschaut werden. Das Marktforschungsunternehmen SNL Kagan prognostiziert in einem aktuellen Papier allerdings, dass Blu-ray erst ab 2010 wirklich in Schwung kommen wird. Bis 2014, so die Prognose, werde der Marktanteil von Blu-ray auf fast 60 Prozent steigen. Bis dahin werden aber auch die Fernsehprogramme in hoher Qualität zu sehen sein.