Die Verbraucher werden als Stützen der Konjunktur gehandelt, dabei ist nach Einschätzung von Experten die finanzielle Lage in jedem dritten Haushalt angespannt. Jeder fünfte Haushalt sei “in hohem Maße krisengefährdet“.

Nürnberg. Der private Verbrauch wird nach Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in diesem Jahr ein wichtiger Stützpfeiler für die Konjunktur sein. "Der Konsum wird den Abschwung etwas abmildern können", sagte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl am Montag. Er sei aber zu schwach, um Deutschland komplett aus der Krise zu bringen. Die GfK erwartet in diesem Jahr ein Wachstum des privaten Verbrauchs um 0,5 Prozent.

Vom Herbst an werde die steigende Arbeitslosigkeit den Konsum bremsen, sagte Bürkl. Dabei verschärft die Krise laut GfK die Polarisierung der Einkommensverhältnisse in Deutschland weiter. Ein Fünftel aller Haushalte, darunter vor allem Arbeitslose, Hartz-IV- Empfänger und Arbeitnehmer mit akuter Angst um ihren Job, sei in hohem Maße krisengefährdet, sagte der GfK-Experte Wolfgang Twardawa. "Hier regiert ausschließlich der Geldbeutel."

Bei einem Drittel sei die finanzielle Lage immerhin so angespannt, dass sie beim Einkaufen nach Sparpotenzialen suche. Dagegen ist knapp die Hälfte aller deutschen Haushalte nach GfK-Einschätzung von der Finanz- und Wirtschaftskrise überhaupt nicht betroffen. Dabei handle es sich um Beschäftigte mit sicherem Arbeitsplatz sowie um gut situierte Rentner und Pensionäre.

Konsumstimmung ist bislang stabil

Bislang ist die Krise nach GfK-Erkenntnissen bei den Verbrauchern noch nicht angekommen. Das Konsumstimmung sei stabil. Gründe seien die rückläufigen Energiepreise, die generell niedrige Inflation und die Konjunkturpakete der Bundesregierung. Auch die sinkende Sparneigung der Bürger, die zum Teil das Vertrauen in Geldanlagen verloren hätten, spiele eine Rolle.

Entscheidend sei aber die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. "Die Arbeitslosigkeit hat eine Hebelwirkung auf die Konsumstimmung", sagte GfK-Vorstandschef Klaus Wübbenhorst. "Ein Arbeitsloser löst bei drei Beschäftigten Sorge um ihren Job aus." Wenn die Zahl der Arbeitslosen im Herbst auf vier Millionen steige, bedeute das, dass zehn bis zwölf Millionen Menschen sich vor Arbeitslosigkeit fürchteten und den Konsum einschränkten. "Das ist eine Hypothek für das Jahr 2010", sagte Wübbenhorst. Er forderte, zur Ankurbelung des Konsums den Solidaritätszuschlag abzuschaffen.

Doch es wird auch Gewinner der Krise geben. Zu ihnen gehören nach Worten des GfK-Experten Twardawa der Lebensmittelhandel und hier vor allem die Discounter. Dagegen werde für Elektrogeräte, Kleidung oder Heimwerkerbedarf voraussichtlich weniger Geld ausgegeben.