Am Ende kam die Katerstimmung schneller auf als gedacht. Die weltweite Wirtschaftskrise hat bereits jetzt den Hamburger Arbeitsmarkt voll erfasst.

Hamburg. Am Ende kam die Katerstimmung schneller auf als gedacht. Die weltweite Wirtschaftskrise hat bereits jetzt den Hamburger Arbeitsmarkt voll erfasst. Die Zahl der Arbeitslosen ist im Januar deutlich um 6562 auf 76 179 gestiegen. Das ist ein Zuwachs von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat Dezember. Damit liegt die Arbeitslosenquote in Hamburg bei 8,5 Prozent, das bedeutet einen Anstieg um 0,8 Prozentpunkte zum Vormonat Dezember mit 7,7 Prozent.

"Mit diesem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit haben wir gerechnet", sagte Rolf Steil, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburger Agentur für Arbeit. In den Wintermonaten nehme die Zahl der Arbeitslosen zumeist durch witterungsbedingte Faktoren wie Frostperioden zu. "Dennoch spüren wir jetzt zunehmend die Auswirkungen der Wirtschaftskrise am Hamburger Arbeitsmarkt."

Auch bundesweit haben sich alle drei wichtigen Indikatoren negativ entwickelt: Die Arbeitslosigkeit stieg auf 3,489 Millionen, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm erstmals seit drei Jahren wieder ab und die Arbeitskräftenachfrage sank kräftig. Zudem sei vermehrt Kurzarbeit beantragt worden, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise. Die Arbeitslosenquote stieg zu Jahresbeginn um 0,9 Punkte auf 8,3 Prozent.

Damit liegt die Arbeitslosenquote in Hamburg über dem bundesweiten Durchschnitt. Schlechter stehen in Norddeutschland derzeit Bremen (11,5 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (15,4 Prozent) da. Niedersachsen (8,1 Prozent) und Schleswig-Holstein (8,1 Prozent) verkündeten hingegen bessere Zahlen. "Hamburg ist ganz besonders von den weltweiten konjunkturellen Schwankungen betroffen", erklärt Michael Bräuninger, Konjunkturchef des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), diese Entwicklung. Schließlich sei die Hafenstadt sehr von den Exporten abhängig. "Somit war diese Zunahme für uns vorauszusehen." Deshalb erwarte der Experte im Laufe des Jahres einen weiteren Anstieg der Erwerbslosen. "Auch wenn sich das Wachstum der Wirtschaft allgemein stabilisieren sollte, bis 2010 wird sich das auf dem Arbeitmarkt mit Sicherheit nicht abbilden", so Bräuninger weiter.

Kurzarbeit ist deshalb nach Angaben des Experten eine Möglichkeit, Massenentlassungen zu verhindern. Auch die Arbeitsagenturen appellieren an die Unternehmen, das Instrument zu nutzen. Derzeit arbeiten in der Hansestadt rund 5800 Menschen kurz. "Im laufenden Jahr wird sich die Zahl mit Sicherheit auf über 10 000 Menschen erhöhen", ist Steil überzeugt. Noch sei es allerdings schwer, eine Prognose abzugeben. "Im Moment informieren sich viele Firmen erst mal über diese Möglichkeit."

Bundesweit gibt es keine genauen Kurzarbeiterzahlen für den Januar. Sie dürften aber auf dem Dezember-Niveau verharren, so BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Zum Jahresende hatten die Unternehmen für 404 000 Mitarbeiter Kurzarbeitergeld beantragt, davon waren 295 000 Anträge mit Auftragsflauten begründet worden. Besonders gebeutelt sind die Bau- und Bankenbranche und das verarbeitende Gewerbe - allen voran die Automobilindustrie und Maschinenbau.