Auch Geflügel- und Schweinezüchter verwenden häufig gentechnisch veränderte Produkte im Futter.
Mehrere Qualitätsmarken für Milchprodukte verwenden nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace Milch von Kühen, die mit Gen-Soja gefüttert wurden. Analysen von Futtermittelproben bei Lieferanten von Weihenstephan, Bärenmarke und Allgäuland hätten ergeben, dass sie genetisch verändertes Soja aus Südamerika an ihre Kühe verfüttern, teilte Greenpeace am Freitag in Hamburg mit. Bei der Marke Landliebe verzichteten dagegen alle getesteten Lieferanten auf importiertes Sojaschrot und Genpflanzen. Mit negativen Auswirkungen des Gen-Sojas auf die Gesundheit der Verbraucher rechnen die Umweltschützer jedoch nicht (s.u.). Allgäuland teilte mit, der Einsatz von gentechnisch verändertem Futter sei erlaubt und "nichts Spektakuläres".
Allerdings sind die Greenpeace-Vorwürfe gegenüber den Milchproduzenten nach Informationen des Abendblatts nur die Spitze des Eisberges. Bei der Fütterung von Hühnern in der Eierproduktion und von Schweinen sei gentechnisch verändertes Soja eher die Regel als die Ausnahme, sagte Greenpeace-Sprecher Alexander Hissting. Etwa 90 Prozent der für Tierfutter importierten Sojaprodukte seien gentechnisch verändert, ergänzte Bernhard Krüsken vom deutschen Verband für Tiernahrung. Grund für die weite Verbreitung des Gen-Sojas seien niedrigere Preise und die schlechte Verfügbarkeit von konventionellem Soja auf dem Weltmarkt. Große Abnehmer wie China bevorzugten das billigere Gen-Soja, sodass sich Produzenten aus den USA oder Südamerika darauf einstellten.
"Vor allem namhafte Molkereien verspielen mit dem Gen-Soja ihre Glaubwürdigkeit, denn sie setzen bei der Werbung besonders stark auf Naturnähe", sagte Hissting zu der aktuellen Studie. Mit dem Anbauverbot von Genmais habe die Politik schon ein Problem für die Molkereien gelöst. Jetzt müssten auch Unternehmer handeln und die Fütterung mit Genpflanzen einstellen. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hatte in dieser Woche den Anbau von Genmais in Deutschland untersagt. Die Sorte Mon 810 des US-Konzerns Monsanto darf hierzulande nicht mehr ausgesät werden. Der Mais ist die einzige bisher in Deutschland zum Anbau zugelassene Genpflanze. Gen-Soja ist ebenso umstritten, weil der Anbau von Genpflanzen stets ein Risiko darstelle und herkömmliche Pflanzen von den Feldern verdrängen könne, kritisieren Umweltschützer.
Greenpeace-Aktivisten wollen an diesem Sonnabend bundesweit vor 80 Supermärkten gegen die Herstellung von Genmilch protestieren und Kunden informieren. Die Namen der sechs betroffenen Hamburger Geschäfte wollte Greenpeace nicht nennen.