Tele-Michel: Die Deutsche Telekom prüft den Verkauf ihrer 18 000 Funkstandorte in der Bundesrepublik. Der Grund: Schuldenabbau

Hamburg. Die Deutsche Telekom möchte sich offenbar von ihren Fernseh- und Funktürmen in Deutschland trennen. Um das Kaufinteresse auszuloten, habe der Konzern in diesen Tagen einen Prospekt mit Details zu den Liegenschaften an mehrere prominente Kapitalanlage- und Immobiliengesellschaften verschickt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Zu den insgesamt rund 18 000 Funkstandorten in der Bundesrepublik zählt auch der Hamburger Fernsehturm - der "Tele-Michel". Die Telekom wollte die Existenz und Verteilung der Prospekte nicht bestätigen. "Zu Marktgerüchten nehmen wir generell keine Stellung", sagte ein Konzernsprecher gestern. Es ist allerdings auch kein Geheimnis, dass die Telekom auf einem gigantischen Schuldenberg von 61,1 Milliarden Euro sitzt. Um diese Summe abzutragen, prüft der Konzern bereits seit längerem, nicht nur Beteiligungen an seinen Töchtern, sondern auch Liegenschaften zu veräußern. So will der Vorstand die Schuldenlast bis Ende des Jahres möglichst auf rund 50 bis 53 Milliarden Euro senken. Nach Schätzungen von Branchenkennern könnte der Verkauf der Funktürme der Telekom zwischen zwei und vier Milliarden Euro in die leere Kasse spülen. Die Telekom betreibt bundesweit eine umfangreiche Palette verschiedener Funkstandorte: Dazu gehören stadtprägende, mehr als 100 Meter hohe Fernsehtürme, wie in Hamburg oder Frankfurt, bis hin zu einzelnen Mobilfunkantennen auf Hausdächern. Diese werden zur Übertragung von Radio-, Fernseh- oder Richtfunksignalen genutzt. Die meisten der Stationen werden von der Mobilfunk-Tochter T-Mobile genutzt. Gebündelt sind die Standorte in der Deutschen Funkturm GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Deutschen Telekom. Die Telekom überlegt nun, sich möglicherweise von einem Teil, der Mehrheit oder sogar völlig von der Deutschen Funkturm GmbH zu trennen. Nach einem Verkauf würde der Konzern jedoch einige Funkstationen zur Nutzung wieder zurückmieten - in einem so genannten Sale-and-Lease-Back-Verfahren. Angeblich hat nach Brancheninformationen bereits die Kapitalgesellschaft Permira, die zuletzt den Bezahl-Fernsehsender Premiere übernommen hatte, Interesse an einem Kauf bekundet. Der Verkauf wäre keine Premiere. Zur Tilgung ihrer milliardenschweren Verbindlichkeiten hat sich auch France Telecom von der Mehrheit ihrer Funkturm-Tochter Telediffusion de France (TDF) getrennt. Der Verkaufspreis lag bei 1,6 Milliarden Euro. Als Käufer waren die Kapitalanlage-Gesellschaft Charterhouse und die staatliche französische Bank CDC aufgetreten. Für Hamburg könnte mit dem Verkauf - je nach Investor - endlich wieder neues Leben in den Fernsehturm einziehen. Das 279,80 Meter hohe Wahrzeichen präsentiert sich zwar äußerlich proper, doch innen herrscht seit mehr als zwei Jahren gähnende Leere. Nachdem das Restaurant in 128 Meter Höhe dicht machte, konnte bis heute kein neuer Pächter gefunden werden. Manche vermuten die hohen monatlichen Kosten von angeblich 40 000 Euro als Grund. Die zügige Wiedervermietung wurde jedoch auch durch die aufwändige Asbest-Sanierung des Betonspargels erschwert. In der Hamburger Politik ist man sich aber bereits einig, den Fernsehturm nicht nur als Touristenattraktion, sondern auch für die Olympia-Bewerbung wieder flott zu machen. Hinter den Kulissen wird bereits ein neuer Betreiber für die Aussichtsplattform gesucht.