Die internationale Gruppe hat erstmals die Milliardengrenze beim Umsatz erreicht. Die Hamburger suchen Spezialisten für Gefahrgut.
Hamburg. Wenn der Hamburger Unternehmer Thomas Hoyer über seine Firma spricht, dann redet er auch über seine Familie. Denn beides ist kaum voneinander zu trennen. "Unser Interesse ist die Bewahrung des Unternehmens für die nächsten Generationen", sagt der 61-Jährige.
Hoyer hat eine große Verantwortung. 5300 Mitarbeiter weltweit, davon 300 in Hamburg, hängen von seinem Geschick ab. Er sitzt inzwischen dem Beirat der Firma vor, die seinen Namen trägt. Nun gilt es, das von Hoyers Vater Walter 1946 aufgebaute Geschäft auch für die Zukunft zu sichern. Als Familienfirma, mit Sitz in Hamburg. "Meine drei Schwestern und ich halten je 25 Prozent am Unternehmen. Zusammen haben wir insgesamt zwölf Kinder", sagt Hoyer, und hofft insgeheim, dass sich ein passender Nachfolger findet. Der würde ein gut bestelltes Unternehmen vorfinden. Denn die internationale Speditionsgruppe Hoyer konnte erstmals 2011 beim Umsatz die Milliardenschwelle übertreffen. Bei einem Plus von fünf Prozent auf 1,04 Milliarden Euro stieg auch die Umsatzrendite von 2,7 auf 3,6 Prozent, wie Ortwin Nast, Vorsitzender der Geschäftsführung, sagte.
In diesem Jahr peilt das Unternehmen mindestens Erlöse auf gleichem Niveau an, so Geschäftsführer Gerd Peters, der zusammen mit Nast das Unternehmen lenkt. Und die Firma sucht dringend weitere Mitarbeiter. Denn die Hamburger Spedition wird von diesem August an bundesweit drei Viertel aller Aral-Tankstellen mit Benzin und Diesel versorgen. Hoyer wird die Kraftstoffe von den Raffinerien abholen und in die unterirdischen Tanks der Zapfstationen leiten. Das Unternehmen muss dafür 115 neue Auflieger für seine Lkws kaufen und 140 Mitarbeiter einstellen. Gesucht werden Spezialisten für Gefahrgut, denn als solches wird Mineralöl eingestuft. Doch Lkw-Fahrer sind derzeit nicht nur in Hamburg knapp. Das weiß auch Hoyer. "Vermutlich werden wir Beschäftigte vom bisherigen Aral-Partner übernehmen", sagt er. Wie viele mitkommen, ist noch unklar. Die Chefs Nast und Peters schauen sich bereits auf dem Arbeitsmarkt um. "Wir müssen das Berufsbild des Lkw-Fahrers in der Öffentlichkeit deutlich verbessern", sagt Hoyer.
+++ 30 000 offene Stellen +++
Die Mineralölkonzerne haben die logistischen Aufgaben beim Thema Tankstelle schon vor Jahren an Speditionen ausgegliedert. Deshalb beliefert Hoyer mit Aral, Esso, Shell oder auch Tamoil nicht nur deutsche Tankstellen mit Kraftstoffen. Die Spedition transportiert auch chemische Produkte, Gas und Mineralöl in alle Welt. Nicht zu vergessen der Bereich Lebensmittel. So wird deutsches Bier, das die Fans während der Fußball-Weltmeisterschaft in Polen oder der Ukraine trinken, von Hoyer in beide Länder gebracht. Genauso wird Wein, der aus Südamerika in die deutschen Supermarktregale kommt, in Containern von Hoyer verschifft. Alles streng vom Chemiegeschäft getrennt. In Deutschland angekommen, liefert der Spediteur den Rebensaft beim Abfüller ab.
In weltweit knapp 100 Ländern ist Hoyer aktiv. "Wir sind mit unseren Kunden gewachsen", so der Unternehmer. Wenn beispielsweise der Chemiekonzern BASF in China Chemikalien produziert, sind die Hamburger schnell vor Ort, um die Waren weiterzuverteilen. Zum Wachstum beigetragen hat auch Osteuropa. "Diese Region ist von zentraler Bedeutung für uns", sagt Hoyer, der unter anderem eine Tochtergesellschaft in Moskau hat sowie ein Büro in St. Petersburg.
Neben dem Transport von Waren übernimmt Hoyer mittlerweile auch werksinterne Logistikdienstleistungen für Unternehmen wie etwa das Betreiben von Anlagen zur Reinigung von Tankwagen. "Wir kommen nicht nur ins Spiel, wenn reine Transporte gefragt sind, sondern auch bei logistischen Dienstleistungen in den Werken unserer Kunden", sagt Hoyer.
Insgesamt rund 40 Millionen Euro hat die Firma im vergangenen Jahr investiert. "Dafür brauchten wir keine Bankkredite, alles wurde aus unseren eigenen Mitteln finanziert", sagt Peters. Mit einer Eigenkapitalquote von 39 Prozent sei das Unternehmen kerngesund. Ein Großteil des Gewinnes verbleibt jedes Jahr zur Sicherung künftigen Wachstums im Unternehmen. Nur ein Teil wird an die Familie ausgeschüttet, ein weiterer Teil geht in die Friedel-und-Walter-Hoyer-Stiftung, die vom Gründerehepaar zur Förderung von Kultur und karitativen Einrichtungen ins Leben gerufen wurde.
Den Rest vom Gewinn steckt Thomas Hoyer in den Ausbau des Unternehmens, das bereits 2500 Zugmaschinen auf der Straße hat, 3000 Auflieger, 20 000 Container sowie in seine insgesamt 27 000 Tankcontainer. Denn die Ziele des Seniors sind klar: "Wir wollen unabhängig bleiben und auch in Zukunft weiterwachsen."