Riga. IWF-Chefin Christine Lagarde hat ein Gesamtkonzept zur Bewältigung der Euro-Schuldenkrise angemahnt. „Der 'Masterplan', zu dem sich alle bekennen, ist wichtig, weil er eine Vision schafft“, sagte Lagarde am Dienstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters am Rande einer Konferenz in Lettland. So entstehe eine kollektive Entschlossenheit. „Und das fehlt im Moment.“ Nicht unbedingt notwendig seien dagegen Fristen, um die Euro-Zone aus ihrer Schuldenmisere zu befreien. „Ich bin kein großer Fan von diesen Zielen, die ohnehin verfehlt werden“, fügte die Französin an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF) hinzu.
Eine solche Frist hatte US-Großinvestor George Soros am Samstag ausgegeben. Die Rettung des Euro hänge an Deutschland und zur Lösung der Krise habe die Bundesregierung nur noch rund drei Monate Zeit, sagte Soros.
Lagarde erklärte weiter, die Verantwortlichen in der Euro-Zone müssten ihre Entscheidungen zwar eher früher als später treffen. Allerdings sollten sie sich vor allem auf einen umfassenden Katalog von Grundsätzen einigen, der dann im Laufe der Zeit umgesetzt werde solle. Nachdem die hoch verschuldeten Länder Griechenland, Irland und Portugal bereits unter Rettungsschirme mit Beteiligung auch des IWF geschlüpft sind, richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf Spanien. Vor allem das Bankensystem der ungleich größeren Volkswirtschaft gibt in der Euro-Zone Anlass zur Sorge.
Lagarde sagte, kurzfristig müssten auf jeden Fall Entscheidungen über den spanischen Bankensektor gefällt werden. Sie wies Mutmaßungen zurück, die Regierung in Madrid habe den IWF um Hilfen für die Rekapitalisierung der Institute gebeten. Spanien hatte zuletzt eingeräumt, an den Finanzmärkten kaum noch an frisches Geld zu kommen. Begleitet von diesem Alarmruf berieten die sieben führenden Industriestaaten über Schritte zur Entschärfung der Schuldenkrise. (Reuters)