Während im Euroraum die Finanzkrise grassiert, schrauben die deutschen Haushalte ihr privates Vermögen auf einen neuen Rekordstand.

Frankfurt/Main. Die Deutschen sind so reich wie nie: Ungeachtet der Kursverluste an den Kapitalmärkten haben die Privatleute im vergangenen Jahr ihr Geldvermögen deutlich gesteigert. Es wuchs um weit überdurchschnittliche 149 Milliarden Euro auf den Rekordwert von 4,715 Billionen Euro, wie die Bundesbank am Donnerstag in Frankfurt berichtete. Der stabile Arbeitsmarkt habe für hohe verfügbare Einkommen gesorgt, erklärten die Währungshüter den Trend. Ein leichter Einbruch im dritten Quartal wurde zum Jahresende wieder aufgeholt.

Als Geldvermögen werden Bargeld, Wertpapiere, Bankeinlagen, Sparbriefe oder Ansprüche gegen Versicherungen gezählt. Sachwerte wie Immobilien sind in der Statistik nicht enthalten.

+++ Die Deutschen sind so reich wie nie ++++

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Mit Ausnahme einiger krisenbedingter Dellen – zuletzt nach der Lehman-Pleite 2008 – häufen die Deutschen seit Jahrzehnten stetig mehr Geldvermögen an. Kurz nach der Wiedervereinigung hatte das Geldvermögen der privaten Haushalte einen Wert von 1,751 Billionen Euro, 2005 wurde die 4-Billionen-Marke geknackt. 2010 hatten die Vermögen mit einem Plus von 154 Milliarden Euro noch etwas stärker zugelegt als 2011.

Den größten Teil ihres Vermögenszuwachses vertrauten die Privatleute den Banken an, bei denen die Einlagen um 67 Milliarden Euro wuchsen. Wegen der Unsicherheiten an den internationalen Währungsmärkten bevorzugten die Anleger weiterhin täglich fällige Sichteinlagen, die um 40 Milliarden Euro zulegten.

Erstmals seit der Finanzmarktkrise im Herbst 2008 wuchs aber auch wieder das Volumen der Termineinlagen und zwar um 18 Milliarden Euro. Hintergründe sind laut Bundesbank die wieder größere Zinsspanne im Vergleich zu den täglich fälligen Einlagen und die schwindende Rendite bei festverzinslichen Wertpapieren.

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Beliebter waren auch Aktien mit einem Plus von 14 Milliarden Euro, während Investmentzertifikate einen starken Abfluss von 15 Milliarden Euro verzeichneten.

Neben den Banken sind die Versicherungen die größten Verwalter und damit auch Nutznießer der sprudelnden Privatvermögen. Mit fast 1,4 Billionen Euro Ansprüchen der Versicherten ist ein Großteil des Geldes bei ihnen angelegt. Die Ansprüche insbesondere aus Lebensversicherungen wuchsen 2011 um 48 Milliarden Euro.

Zeitgleich mit den Vermögen stieg auch die private Verschuldung. Sie wuchs vor allem wegen erhöhter Baukredite um 21 Milliarden Euro auf 1,55 Billionen Euro, lag damit aber noch deutlich unter der deutschen Staatsverschuldung von gut 2 Billionen Euro. Auch ging die Verschuldungsquote gemessen am Bruttosozialprodukt um 1,6 Punkte auf 60,3 Prozent zurück. Die Privatleute konnten sich die zusätzlichen Schulden also durchaus leisten.