Keine großen Sprünge: “Die Rahmenbedingungen für unser Geschäft bleiben bis auf Weiteres herausfordernd“, sagte Konzernchef Blessing.

Frankfurt/Main. Nach Jahren der Flaute stimmt die teilverstaatlichte Commerzbank ihre leidgeprüften Aktionäre auf weiterhin schwache Ergebnisse ein. „Die Rahmenbedingungen für unser Geschäft bleiben bis auf weiteres herausfordernd“, sagte Konzernchef Martin Blessing bei der Hauptversammlung am Mittwoch in Frankfurt. Für 2012 bekräftigte das Institut angesichts der anhaltenden Euro-Schuldenkrise seinen vorsichtigen Ausblick: Ein „solides operatives Ergebnis“ in der Kernbank mit Privat- und Mittelstandskunden, Osteuropageschäft und Investmentbanking.

„Es bleibt die Hoffnung, dass unser Vorstand noch die Kraft hat, das Ruder herumzuwerfen und das Schiff Commerzbank wieder in ruhigere Gewässer zu bringen“, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vor 3200 Aktionären. „Die Zahlen des ersten Quartals sind jedoch nicht dazu geeignet, unsere Sorgen und unseren Frust zu beruhigen – eher im Gegenteil.“

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Im ersten Quartal brach der Gewinn ein – als Preis dafür, dass die Bank ihr gigantisches Kapitalloch von 5,3 Milliarden Euro vorzeitig stopfte. 2011 hatte es die Commerzbank nur dank Sondereffekten in die Gewinnzone geschafft. Vor allem die weitgehende Abwicklung der Sorgentochter Eurohypo dürfte das Konzernergebnis weiterhin belasten.

Etliche Aktionäre legten Blessing den Rücktritt nahe. Der Manager betonte, die Commerzbank stehe heute stabiler da als zum Zeitpunkt der Übernahme der Dresdner Bank im Spätsommer 2008. Zudem verwies Blessing auf seinen bis Ende Oktober 2016 laufenden Vertrag.

Der Konzernchef machte den Aktionären Hoffnung auf bessere Zeiten: Das Management strebe „für das Geschäftsjahr 2013 auch wieder eine Dividende an“. Es wäre die erste seit dem Jahr 2007. Die Aktie gehört seit Jahren zu den schlechtesten Werten im Dax. Blessing hatte schon für 2012 eine Ausschüttung in Aussicht gestellt. Dieses Ziel musste Deutschlands zweitgrößte Bank jedoch kassieren, weil sie wegen der Euro-Schuldenkrise Milliardenabschreibungen verkraften musste.

Auch der Steuerzahler darf weiter auf Zinszahlungen für die restlichen Rettungsmilliarden hoffen. „Was die verbliebene Stille Einlage des Bundes betrifft: Es bleibt unser Ziel, sie zu bedienen“, versicherte Blessing. Die Stille Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin belaufe sich aktuell auf 1,71 Milliarden Euro.

Der Staat hatte die deutsche Nummer zwei kurz nach der riskanten Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise mit 18,2 Milliarden Euro gestützt. Der Löwenanteil von gut 16 Milliarden Euro floss als Stille Einlage. 14,3 Milliarden Euro davon zahlte die teilverstaatlichte Commerzbank im vergangenen Jahr zurück. Zinsen auf die Rettungsgelder zahlte die Bank bislang nie, leistete aber im vergangenen Jahr eine Sonderzahlung von gut einer Milliarde Euro.

Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller verteidigte, dass Blessing und seine Vorstandskollegen nach vier mageren Jahren 2012 wieder deutlich mehr Gehalt kassieren. Es handele sich nicht um eine Gehaltserhöhung, sondern „lediglich um die Einsetzung des regulären Gehalts“, betonte Müller. Die Bank müsse eine dauerhaft wettbewerbsfähige Vergütung bieten.

Die Obergrenze von jährlich 500.000 Euro, die wegen der staatlichen Rettungsmilliarden gezogen werden musste, gilt nicht mehr. Damit erhält Blessing für das Jahr 2012 ein Festgehalt von 1,3 Millionen Euro. Seine acht Vorstandskollegen bekommen fix pro Jahr 750.000 Euro. Dazu können noch leistungsabhängige Boni kommen. Aktionär Karl-Walter Freitag kritisierte: „Sie müssen den Kurs vervierfachen, nicht ihre Gehälter.“ Den Alteigentümern droht allerdings eine weitere Verwässerung ihrer Anteile: Das Management will sich weitere Kapitalerhöhungen offenhalten.