Gemeinsame europäische Anleihen gäben die falschen Anreize zur Lösung der Schuldenkrise, sagte Schäuble kurz vor dem Sondergipfel in Brüssel.

Berlin,. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat kurz vor dem EU-Sondergipfel in Brüssel einer Einführung von Euro-Bonds abermals eine Absage erteilt. Gemeinsame europäische Anleihen gäben die falschen Anreize zur Lösung der Schuldenkrise, sagte Schäuble am Mittwoch dem Hörfunksender NDR. Die Probleme in Europa könnten nur dann gelöst werden, wenn die Länder, die zu hoch verschuldet seien, ihre Defizite zurückführten. Zudem seien Strukturreformen notwendig, um das Wirtschaftswachstum zu fördern, sagte Schäuble.

Frankreich und Italien wollen mit Euro-Bonds ihre Refinanzierungskosten senken. Deutschland lehnt dies ab: Beim Zusammenlegen der Anleihen würden etwa für Deutschland die Zinsen und die Kreditrisiken steigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht vielmehr in Strukturreformen die wichtigsten Beiträge zu mehr Wachstum. Die Differenzen zwischen der neuen Führung in Paris und der Bundesregierung dürften im Mittelpunkt des Treffens der Staats- und Regierung stehen.

Vor EU-Sondergipfel: Berlin will bei Eurobonds hart bleiben

In deutschen Regierungskreisen wurde allerdings betont, dass es sich bei dem informellen Abendessen nicht um einen Entscheidungsgipfel handelt. Erst beim regulären Europäischen Rat Ende Juni soll über Instrumente für die Ankurbelung des Wachstums entschieden werden. (rtr)

Euro sinkt auf tiefsten Stand seit August 2010

Der Euro ist am Mittwochvormittag mit 1,2615 Dollar auf den niedrigsten Stand seit Ende August 2010 gefallen. Nur wenige Stunden vor Beginn des EU-Wachstumsgipfels in Brüssel gab die Gemeinschaftswährung stark nach, als die Daten zum italienischen Verbrauchervertrauen veröffentlicht wurden. Es war im April unter der Konsensschätzung von Volkswirten geblieben.

Eugen Keller vom Frankfurter Bankhaus Metzler sieht im italienischen Verbrauchervertrauen jedoch nur den Auslöser, nicht den eigentlichen Grund für die Schwäche des Euro: "Die Situation macht insgesamt nicht den Eindruck einer Entspannung“, sagte er mit Blick auf die Schuldenkrise in der Eurozone. Die Lage der Banken scheine sich noch zu verschärfen, vor allem in Spanien. Gleichzeitig mehrten sich die Stimmen derer, die Euro-Bonds für unumgänglich halten. (rtr/dapd)