Internationale Gewerkschaften werfen der Deutschen Post DHL vor, in Ländern außerhalb Europas Arbeitnehmerrechte zu verletzen.
Bonn/Frankfurt/Main. Die Post-Logistiktochter DHL habe eine „beschämende Bilanz“ von „Gewerkschaftsvermeidung“ und beim übermäßigen Einsatz von schlecht bezahlten Zeit- und Leiharbeitskräften. Untersuchungen von UNI Global Union und der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) zeigten weit verbreitete und systematische missbräuchliche Praktiken im Bereich der Vereinigungsfreiheit und der unsicheren Arbeitsformen, berichteten die Gewerkschaften am Mittwoch vor Beginn der Hauptversammlung des Unternehmens in Frankfurt/Main.
Ein Sprecher der Deutschen Post sagte, die Details der Berichte mit den Vorwürfen seien dem Unternehmen nicht bekannt. „Auf internationaler Ebene arbeiten wir gemäß nationaler Gesetze und Gepflogenheiten mit den Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften der jeweiligen Länder zusammen.“
Die Post-Tochter DHL betreibt ihre weltweiten Geschäfte über viele eigene Tochterunternehmen und ist nach eigenen Angaben der global führende Post- und Logistikkonzern. Außerhalb Europas hat DHL mehr als 150.000 Mitarbeiter.
Die Beschäftigten, die sich in Gewerkschaften organisieren möchten, hätten Angst vor Vergeltungsmaßnahmen, berichteten die Gewerkschaften. In vielen Ländern, etwa in Malaysia, Indonesien und Indien, würden Leiharbeitskräfte wesentlich schlechter bezahlt als regulär Beschäftigte, obwohl sie gleiche Arbeiten erledigten. DHL sei wegen Verletzungen von Arbeitsschutzregeln mit erheblichen Geldstrafen belegt worden. In den USA habe DHL in diesem Jahr fast 300 000 US-Dollar Strafe zahlen müssen.
Die Gewerkschaften fordern von DHL, ein globales Rahmenabkommen zu unterzeichnen, welches gewährleisten solle, dass das Unternehmen in allen Ländern die gleichen Arbeitnehmer-Grundrechte respektiert.
UNI Global Union, eine internationale Gewerkschaftsorganisation für Fach- und Dienstleistungsberufe, vertritt weltweit 2,5 Millionen Angestellte im Post- und Logistiksektor. In der ITF sind rund 4,6 Millionen Mitglieder organisiert. Beide gehören zum Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB), der für die Rechte der Beschäftigten in multinationalen Unternehmen kämpft. (dpa)